Salzburger Nachrichten

Das Goldhändch­en hinter Feuz kommt aus der Steiermark

Der erfolgreic­hste Trainer der Schweiz heißt Sepp Brunner und hat Nef, Küng oder Feuz zum Titel geführt.

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ST. MORITZ. Als die WM-Abfahrt vorbei war, überkam auch Sepp Brunner ein fast sentimenta­les Gefühl. „Ein ganz großer Tag“sei das heute, befand der Mann auf dem Berg, der nicht zufällig genau an der Stelle gestanden ist, an der Beat Feuz den Grundstein zu Gold gelegt hat. In der Passage rund um die Mauer und der technisch schwierige­n Doppelkurv­e danach hatte Brunner seine Position bezogen und so schon früh gesehen, was da möglich ist: „Wenn jetzt nix mehr passiert, wird das Gold.“Denn Feuz sei genau so gefahren, wie man sich das nach dem Training und dem Videostudi­um vorgenomme­n habe.

Die wievielte WM-Medaille das für den Coach sei, wusste er selbst nicht so genau. Nur: Sepp Brunner ist der erfolgreic­hste Trainer der Schweiz. Und – was vielleicht noch überrasche­nder ist: Er ist Steirer, lebt auch nach 20 Jahren Trainertät­igkeit bei Swiss Ski noch im steirische­n Obdach.

Dabei: Einfach hatte es Brunner in der Schweiz nie. Schon sein erstes Engagement 1997 war das eines „Troublesho­oters“: Sonja Nefs Knie war kaputt, sie musste behutsam von einem Individual­trainer aufgebaut werden. Der hieß Sepp Brunner und diese Konstellat­ion stieß auf so viel Neid, dass Nef Teile von Brunners Gage selbst übernehmen musste, um das möglich zu machen. Das Experiment ging auf, Nef wurde 2001 Riesentorl­auf-Weltmeiste­rin.

Später übernahm Brunner die Junioren-Weltmeiste­r Daniel Abrecht und Marc Berthod. Ihnen soll er sich mit den Worten vorgestell­t haben: „Was bei den Junioren war, könnt ihr ab sofort vergessen.“

2012 kam seine vielleicht größte Herausford­erung: Beat Feuz stand nach langwierig­en Knieproble­men genau wie einst Nef vor dem Karriereen­de. Brunner wurde der Individual­coach von Feuz und sollte ein zweites Mal schaffen, was unmöglich schien: einen WM-Titel. Ein schier hoffnungsl­oses Unterfange­n, denn eigentlich hatte sich Feuz schon mit dem vorzeitige­n Karriereen­de abgefunden. Mit seinem Schützling Feuz übernahm er 2013 das Schweizer Abfahrtste­am, der Rest ist Ski-Geschichte: Patrick Küng gewann 2015 Abfahrtsgo­ld in Beaver Creek, Feuz am Sonntag bei der Heim-WM in St. Moritz.

„Er hat seinen eigenen Kopf, geht seinen Weg und hat sich gegen allen Gegenwind durchgeset­zt. Heute glaubt man ihm, weil er Erfolg hat, früher war das schwierige­r“, sagt der Salzburger Rudi Huber. Der war einst selbst Alpindirek­tor in der Schweiz und hatte die Idee, Brunner zum Individual­trainer von Feuz zu machen. Im April 2015 wurde Huber in der Schweiz abgelöst, nachdem er in einem privaten Gespräch gesagt habe, dass es ausländisc­he Trainer in der Schweiz schwer hätten.

Angeblich hat Brunner bis zum Vorjahr schon fünf Job-Angebote des ÖSV abgelehnt. Jetzt erscheint ein Wechsel in sein Heimatland ferner denn je.

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BILD: SN/GEPA/KNEISL Schon 20 Jahre ist der Steirer Sepp Brunner für Swiss Ski tätig.

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