Salzburger Nachrichten

Was der Lois noch sagen wollte

- Heinz Bayer

Der Montag war ein trauriger Tag. Weil mit Lois Linzmaier wurde ein Erzmusikan­t beerdigt. In den 1980er-Jahren bewegte er sich mit Peter Kröll, Erich „Nidei“Nill, Franz Berger und dem Saalfelden­er Viergesang auf Augenhöhe mit dem Zauchensee­r Viergesang.

Die Sprache vom Lois war die Musik. Vor allem aber der Pinzgauer Dialekt. Dem geht’s leider nicht gut. Er verschwind­et immer mehr. Und mit jedem Alten, der geht, geht auch ein Stück vom Dialekt. Damit macht sich auch die wunderbare Fülle der Kargheit leise davon.

Beispiel: Treffen sich zwei Pinzgauer, heißt der Gruß oft nur „Saugga?“und die Antwort meist „nit vü“. Und doch steht „Saugga?“für „Wie geht’s deiner Frau? Den Kindern? Dir? Deinen Kühen? Was machst du gerade? Und morgen? Bist gesund?“.

Mundartfor­scher Hannes Scheutz klagt, dass vor allem in Kindergärt­en kein Platz mehr für den Dialekt sei. Stattdesse­n für Verstörend­es wie „prima“, „lecker“und „toll.“Wer im Dialekt rede, würde als weniger klug empfunden (muss sich aber dafür zur Strafe sein Lebtag mit „weißt eh“und „hast gsehn“durchs Leben fristen!).

Stimmt schon: Beides sollte Platz haben. Hochsprach­e und Dialekt. Könnte es sein, dass miteinande­r singen helfen würde? Alte Kinderlied­er im Dialekt etwa, die die Eltern noch kennen und die sie mit ihren Kindern daheim wieder entdecken?

Vielleicht ist es ja das, was uns der Lois noch sagen wollte.

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BILD: SN Kröll, Linzmaier, Nill, Berger: Der Saalfelden­er Viergesang.
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