Wer mehr arbeitet, soll etwas davon haben
Erfolgreiche Unternehmen arbeiten dann, wenn es sinnvoll und notwendig ist. Und nicht dann, wenn es der Gesetzgeber vorsieht.
Ein erfolgreicher Start-up-Unternehmer, der seinen Betrieb mittlerweile um Millionen an einen internationalen Konzern verkaufen konnte, sieht die bestehenden Arbeitszeitbeschränkungen in Österreich als Klotz am Bein junger Firmenpioniere. Wer es im weltweiten Wettbewerb der digitalisierten Wirtschaft zu etwas bringen will, muss dann arbeiten, wenn es notwendig und sinnvoll ist, und nicht dann, wenn es der Gesetzgeber gerade vorsieht.
Ambitionierten Gründern und ihren Mitarbeitern droht so oder so eine juristische Doppelmühle: Entweder sie schwindeln bei der Arbeitszeitaufzeichnung. Oder sie tun es nicht und schreiben auf, was sie tatsächlich geleistet haben. Strafe droht in jedem Fall. Was bliebe, ist, gar nicht zu arbeiten. Dem folgt freilich die Höchststrafe, nämlich die Pleite.
Die Debatte über Arbeitszeiten in Österreich orientiert sich oft noch zu stark am guten alten Industriezeitalter. Die Menschen stehen an Fließbändern, rund um die Uhr in drei Schichten zu je acht Stunden. Bei bleibender Auftragslage kann nichts passieren. Auch nicht im Büro eines Amts. Alles nimmt seinen Lauf, von 8 bis 17 Uhr.
Wir leben im Umbruch. Alles muss schnell gehen (just in time). Wer große Aufträge nicht sofort annimmt und auch erledigt, bekommt sie nicht. Das erfordert höchste Flexibilität für Management und Mitarbeiter. Was mit Leiharbeitern nicht ausgeglichen werden kann, muss das Stammpersonal schaffen. In der Not heißt es dann länger arbeiten, als es der Arbeitsinspektor erlaubt.
Wer mehr arbeitet, soll etwas davon haben. Ein gewisser Zeitausgleich ist okay, wenn die Durchrechnungszeiträume nicht so angelegt sind, dass es gar keine Überstunden mehr geben kann. Die zu Recht beklagten hohen Lohnnebenkosten können nicht durch schlechtere Bezahlung kompensiert werden.
Die Regierung hat das seit 30 Jahren diskutierte Arbeitszeitthema den Sozialpartnern umgehängt. Die müssen bis Ende Juni ein beschlussreifes Ergebnis vorlegen. Gelingt dies nicht, so die Ankündigung von Kern und Mitterlehner, wird die Regierung bis Ende September selbst einen Vorschlag beschließen.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer können mit einem ausgewogenen Vorschlag (teilweise Überstunden, teilweise Zeitausgleich in einem überschaubaren Zeitraum) zeigen, dass sie Lösungskompetenz besitzen. Schaffen sie es nicht, in einer so wichtigen Frage an einem Strang zu ziehen, ist das der Anfang vom Ende der Sozialpartnerschaft in Österreich.