Auf den Sonnblick wird eine Seilbahn gebaut
Sie war immer ein Abenteuer: die Fahrt der Meteorologen auf den Sonnblick. Das ändert sich. Bald wird eine Seilbahn zum Observatorium gebaut.
Die Fahrt zum Observatorium auf dem Sonnblick im „Kisterl“war immer ein Abenteuer – und oft auch nicht möglich. Das soll sich jetzt ändern.
Eine geschlossene Kabinenbahn soll es werden. Für vier bis sechs Personen. Sie wird das 1956 errichtete „Kisterl“ersetzen. So nennen die Wetterwarte des Sonnblick-Observatoriums und die Angestellten des benachbarten Zittelhauses liebevoll jene Materialseilbahn, die bisher zum Transport eingesetzt wurde. Auch zum Transport von Menschen. Die Fahrt damit war nicht ohne. Das 0,5 mal 2,5 Meter große Gefährt aus Holz und Stahl ist oben offen.
„Die alte Bahn kann an der Hälfte der Tage nicht fahren.“Michael Staudinger, ZAMG
Das 1956 errichtete „Kisterl“hat bald ausgedient. So nennen die Wetterwarte des Sonnblick-Observatoriums und die Angestellten des benachbarten Zittelhauses jene Materialseilbahn, mit der auch Leute, die auf dem Berg arbeiten, transportiert werden dürfen.
Die Fahrt mit dem Kisterl ist nichts für schwache Nerven. Wie der Name verrät, handelt es sich um eine etwa 0,5 mal 2,5 Meter große Kiste aus Holz und Stahl, die oben offen ist. Das Seil erreicht vor der Bergstation eine Neigung von 47 Grad. Sie kann nicht ausgeglichen werden, wodurch sich auch die Kiste dementsprechend neigt und man glaubt, vorn hinauszukippen. Damit das nicht passiert, werden die bis zu drei Passagiere mit Kletterausrüstung gesichert. Und es gibt weitere Sicherheitsmaßnahmen. Zwischen dem Kisterl und der Bergstation kann man per Funk kommunizieren. Fällt während der Fahrt der Strom aus, steht ein Dieselaggregat zur Verfügung. Und falls alle Stricke reißen, gibt es im Kisterl Biwaksäcke und ein Bergegerät. Mit diesem kann man sich auf den Boden abseilen. Allerdings sind das zum Teil weit über 100 Meter. Und man kann sich wegen des teilweise steilen Geländes am Boden nicht überall abseilen. Dann bleibt noch die Möglichkeit einer Hubschrauberbergung, falls das Wetter dafür gut genug ist.
Das größte Problem ist, dass die Bahn je nach Windrichtung nur bis zu einer Windstärke von 30 bis 40 km/h fahren darf. Der Leiter der ZAMG, Michael Staudinger, sagt, etwa an der Hälfte der Tage des Jahres sei ein Betrieb wegen des Windes nicht möglich. Laut Wetterwart Ludwig Rasser passiert es im Winter regelmäßig, dass die planmäßig alle 14 Tage stattfindende Ablöse der Wetterwarte nicht möglich ist und man mehrere Tage warten muss. „Im Sommer kann man zu Fuß hinuntergehen. Aber im Winter ist das wegen der Lawinengefahr oft nicht möglich.“Auch Wissenschafter müssen oft tagelang ausharren, bis sie auf den Berg gebracht werden können. Das ist lästig, weil auf dem Sonnblick immer mehr Forschungsprojekte durchgeführt werden. 2016 wurde das Sonnblick-Observatorium von der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) in den kleinen Kreis der 40 globalen GAWStationen aufgenommen. Das Global Atmosphere Watch Programm (GAW) der Weltmeteorologischen Organisation überwacht weltweit die chemische Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre.
„Zum Glück ist nie etwas passiert“, sagt Staudinger. Aber man will das Glück nicht länger herausfordern und errichtet jetzt eine neue Seilbahn auf den Berg. „Es ist eine Kabinenbahn für vier bis sechs Personen geplant. Auch in Zukunft wird nur Werksverkehr erlaubt sein.“Die neue Bahn könne an fast allen Tagen fahren. Sie wird wie andere Seilbahnen für Windgeschwindigkeiten bis etwa 80 km/h zugelassen.
Die Bauarbeiten sollen heuer im Juli beginnen. „Wenn es das Wetter und die technischen Bedingungen zulassen, könnte sie noch 2017 fertiggestellt werden, sonst 2018“, so Staudinger. Auch die Tal- und die Bergstation müssen umgebaut werden. Die Seilbahn wird auf der bestehenden Trasse errichtet und wie die bestehende Materialseilbahn nur eine Stütze haben. Ob die alte Stütze wieder verwendet werden kann, steht noch nicht fest. Während des Baus ist eine Zeit lang überhaupt kein Transport auf den Sonnblick möglich. Wann und wie lange, sei ebenfalls noch nicht klar, sagt Staudinger.
Derzeit läuft die Ausschreibung für die Bahn. Die ZAMG rechnet mit Kosten von drei bis vier Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt durch das Wissenschaftsministerium, das Land Salzburg und den Sonnblickverein, der Besitzer des Observatoriums ist und es mithilfe von öffentlichen Geldern und privaten Spenden erhält.
Obwohl das Kisterl heute vorsintflutlich wirkt, war es ab 1956 eine große Erleichterung für die Wetterwarte. Davor mussten sie im Winter zum Teil allein monatelang auf dem Berg ausharren. Mehrere Wetterwarte und Köchinnen verunglückten beim Auf- oder Abstieg.