Salzburger Nachrichten

Eine Entdeckung­sreise unter der Oberfläche

Grant-Lee Phillips spielt in Salzburg sein einziges Österreich-Konzert und erzählt vorher, wie seine Songs entstehen.

- Konzert: Grant-Lee Phillips, Rockhouse, Salzburg, 15. 2.

Nur wenn er die Oberfläche durchbrich­t, wächst ein Song über sich hinaus. Das sagt Grant-Lee Phillips. Einst wurde er als bester männlicher Vokalist des Jahres bezeichnet. „Das macht nichts“, sagt er und lacht. Und freilich wäre es angenehm gewesen, wenn sich das Kritikerlo­b der frühen Jahre mehr auf den kommerziel­len Erfolg ausgewirkt hätte. „Es hätte aber wohl nichts daran geändert, dass ich tue, was ich tue“, sagt der 53-Jährige, der in dieser Woche in Salzburg sein einziges Österreich-Konzert gibt, im Interview.

Er schreibt Songs. Klingt einfach. „Ich baue auf vertraute Mittel. Mit den Melodien und Texten sehe ich mich einfach als Teil einer Tradition, die etwas erzählt und dafür als Form den Song nutzt“, sagt er. Seine Lieder kämen „üblicherwe­ise nicht linear“zu ihm. Einmal gibt es einen Titel, dann eine Zeile, manchmal gleich einen Refrain. „Und dann verfolgst du eine Spur, bis sich langsam der Song zeigt.“Dieser Weg habe Glücksmome­nte, könne einen aber auch abstürzen lassen.

Vier Platten mit Grant Lee Buffalo hat er gemacht. Das neue Album „The Narrows“ist seine achte als Solokünstl­er. Über all die Jahre strahlen seine Songs eine Schlichthe­it aus, die nur schafft, wer die Oberfläche verlassen will. GrantLee Phillips ist mittlerwei­le auch Leuten, die mit Musik nichts anfangen können, vielleicht aus der Fernsehser­ie „Gilmore Girls“bekannt. Über Bekannte, die mit der Serie zu tun hatten, bekam er die Rolle. Er spielt einen Straßenmus­iker, der immer wieder unvermutet auftaucht und Songs spielt, die die Handlung kommentier­en. Das sei eine gute Möglichkei­t, seine Arbeit vorzustell­en, „aber auch etwas merkwürdig“. Aber das sei seine Arbeit ja grundsätzl­ich – und so auch schwer zu erklären, „wie das geht, einen Song zu schreiben“. Als „ständige Entdeckung­sreise“verstehe er seinen Beruf. Auf „The Narrow“hat diese Entdeckung auch einen privaten Anlass: Phillips zog nach einem Leben in Kalifornie­n um in die Nähe von Nashville, wo „einen Musik auf sehr besondere Weise umgibt“. Nicht den banalen Glitzer-Country, die Schlagerwe­lt der USA, meint er, sondern die alten Helden, auf deren Grundlagen Folk und Country zur Volksmusik geworden sind. Schon mit Grant Lee Buffalo tauchte Phillips in Geschichte und Mythologie ein. Sehr persönlich wurde diese Auseinande­rsetzung auf dem Album „Walking In The Green Corn“, das seine eigene Herkunft als Native American thematisie­rt.

Die Magie, die seinen Songs innewohnt, entsteht aber nicht durch Faktisches oder autobiogra­fische Selbstentb­lößung. Das wäre nur die Oberfläche. Untendrunt­er entfaltet Phillips Stimmung – in Wort und Melodie –, die über einzelne Ereignisse hinauswirk­t. „Sie sind vielleicht der Anlass, der einen auf den Weg zu einem Song bringt. Der Song aber muss weiter reichen.“

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BILD: SN/ROCKHOUSE Grant-Lee Phillips

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