AK zieht rote Linien bei flexiblen Arbeitszeiten
Überstundenzuschläge sind für die Arbeitnehmervertreter nicht verhandelbar.
Die Sozialpartner sollen der Regierung bis Ende Juni einen Vorschlag zur weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeiten vorlegen. Bis es dazu kommt, müssen die Interessenvertreter der Arbeitnehmer und -geber allerdings noch einige Hürden überspringen.
Die Wirtschaft wünscht sich die Ausdehnung der täglichen und wöchentlichen Normal- und Höchstarbeitszeit sowie längere Durchrechnungszeiträume für den Ausgleich von Überstunden. Damit beißt sie allerdings bei der Arbeiterkammer auf Granit. Die Wirtschaftsvertreter betrieben ein falsches Spiel, es gehe ihnen gar nicht um mehr Flexibilität, sondern darum, die Überstundenzuschläge abzuschaffen, sagte Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer NÖ, am Montag vor Journalisten. Er hält die Diskussion für „merkwürdig“, denn schon jetzt könne die Arbeitszeit flexibel gestaltet werden – „bis hin zu Rundum-die-Uhr geht alles“, sagt Wieser.
Darüber hinaus hält er es für irreführend, Arbeitnehmern zu sagen, flexiblere Arbeitszeiten brächten ihnen mehr Freiheit bei der Einteilung. Denn in den meisten Berufen seien Beginn und Ende vorgegeben – von der Schichtarbeit über den Busfahrer bis zum Angestellten im Krankenhaus. Er kenne auch keinen Betrieb, wo ein Auftrag aufgrund zu wenig flexibler Arbeitszeiten nicht abgearbeitet worden sei, sagte Wieser, „flexibler geht es kaum mehr“.
Auch für Rudolf Kaske, Präsident der Bundesarbeiterkammer, steht und fällt eine Einigung auf flexiblere Arbeitszeiten mit den Überstundenzuschlägen. Schon jetzt werde ein Fünftel der 250 Mill. geleisteten Überstunden (2015) nicht abgegolten. Die von der Wirtschaft gewünschte Ausdehnung der Arbeitszeiten und damit der Wegfall von Überstunden brächten vielen Arbeitnehmern finanzielle Einbußen. Kaske geht es zudem um eine familienfreundliche Regelung, vor allem im Hinblick auf Frauen in Teilzeit.
Wie ein Kompromiss in der umstrittenen Sache aussehen könnte, darauf wollte Kaske nicht eingehen. Man stehe am Beginn der Verhandlungen, er sei aber zuversichtlich, dass man im späten Frühjahr ein Zwischenergebnis oder eine Einigung präsentieren könne. Auch in der Wirtschaftskammer übt man sich in Optimismus, im Gegenzug für höhere Mindestlöhne pocht Präsident Christoph Leitl allerdings auf mehr Spielraum in der Arbeitszeit.
In einer 2016 von FORBA durchgeführten Befragung von 2000 Beschäftigten in der Industrie und in Dienstleistungsberufen zeigte sich eine große Mehrheit mit Gleitzeitmodellen grundsätzlich zufrieden. Allerdings werde von fast zwei Dritteln der Betroffenen kritisiert, dass ihnen Plusstunden gestrichen oder Zuschläge vorenthalten würden, sagt AK-Direktor Christoph Klein. Problematisch sei auch die Kurzfristigkeit der Information, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter würden weniger als 14 Tage vorher erfahren, wann sie arbeiten müssten.