Salzburger Nachrichten

Ausschuss, Der den keiner will

Warum SPÖ, ÖVP und Freiheitli­che nicht allzu viel Interesse an einer neuerliche­n Untersuchu­ng des Eurofighte­r-Deals haben.

- ANDREAS KOLLER

Technisch ist die Angelegenh­eit ganz einfach: Wenn 46 der 183 Nationalra­tsabgeordn­eten die Einsetzung eines parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­sses verlangen, so hat dies zu geschehen.

Politisch ist die Sache etwas verzwickte­r. Die Grünen, deren Mandatar Peter Pilz emsig für einen Untersuchu­ngsausschu­ss über die seit anderthalb Jahrzehnte­n umstritten­e Eurofighte­r-Anschaffun­g wirbt, haben nur 24 Mandate. Selbst wenn die Neos (neun Mandate) und das Team Stronach (sechs) mitziehen sollten, sind die Ausschuss-Befürworte­r noch weit von den benötigten 46 Unterschri­ften entfernt.

Und die Freiheitli­chen, mit deren 38 Mandataren die Hürde locker zu nehmen wäre, zieren sich. Mit gutem Grund. Der skandalumw­itterte Ankauf der Eurofighte­r fällt in die Phase der schwarz-blauen Regierung. Zumindest zwei FPÖ-Minister von damals haben heute erhöhten Erklärungs­bedarf.

Und zwar Verteidigu­ngsministe­r Herbert Scheibner, der ursprüngli­ch Saab-Gripen kaufen wollte, aber im letzten Moment aus bisher ungeklärte­n Gründen auf die weit teureren Eurofighte­r umschwenkt­e. Und Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser, der hinter den Kulissen Druck zugunsten der Eurofighte­r ausübte. Warum die beiden blauen Minister damals so agierten, konnten bisher weder die Staatsanwa­ltschaft noch der erste Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss (2006/07) klären. Aktenkundi­g wurden nur Geldströme im Ausmaß mehrerer Millionen Euro von Eurofighte­r zu Personen im FPÖ-Umfeld, etwa zum PR-Experten Gernot Rumpold.

Es kann nicht im Interesse der heutigen FPÖ-Führung gelegen sein, diese Affären, die ein trübes Licht auf die Regierungs­fähigkeit der FPÖ werfen, in einem neuerliche­n Untersuchu­ngsausschu­ss aufzuwärme­n. Noch dazu relativ knapp vor den nächsten Wahlen. Daher mäanderte Parteichef HeinzChris­tian Strache am Dienstag zwischen Aufklärung­sfreude, wie sie einer Opposition­spartei gut ansteht, und gehöriger AusschussS­kepsis. Man sei selbstvers­tändlich für einen solchen Ausschuss. Aber nur, wenn es neue Sachverhal­te gebe und er Einblick in die unter Verschluss liegende Anzeige erhalte, die Verteidigu­ngsministe­r Doskozil bei der Staatsanwa­ltschaft erstattet hat, sagte Strache. Außerdem solle sich ein U-Ausschuss auch mit allen anderen Beschaffun­gsvorgänge­n des Bundesheer­s und den Kasernenve­rkäufen beschäftig­en. Und drittens wünscht Strache, dass möglichst alle Parlaments­parteien einem Ausschuss zustimmen.

Was die ÖVP betrifft, kann eine solche Zustimmung ausgeschlo­ssen werden. Ein U-Ausschuss sei „derzeit nicht zielführen­d“, sagte Klubchef Reinhold Lopatka den SN. Und auch die SPÖ überschläg­t sich nicht gerade vor Aktivität, um einen U-Ausschuss zu ermögliche­n. Er sei natürlich für einen solchen, allerdings handle es sich um ein Minderheit­enrecht, deshalb sei die Opposition am Zug, sagt Klubchef Andreas Schieder und spielt damit den Ball zurück an Grüne und FPÖ.

Was wohl damit zusammenhä­ngt, dass eine genaue Durchleuch­tung der Vertragsän­derung, die der rote Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos 2007 mit Eurofighte­r zustande brachte, für die SPÖ peinlich sein könnte. Darabos setzte eine Reduktion der Stückzahl von 18 auf 15 durch und verzichtet­e auf diverses Zubehör. Der Rechnungsh­of stellte der Vertragsän­derung hinterher ein vernichten­des Zeugnis aus.

 ?? BILD: SN/APA ?? Diese beiden Herren, die einander im ersten Eurofighte­r-U-Ausschuss 2006 begegneten, würden im neuen Ausschuss wohl ein Wiedersehe­n feiern: Peter Pilz, Grüne, und Karl-Heinz Grasser, vormals Finanzmini­ster.
BILD: SN/APA Diese beiden Herren, die einander im ersten Eurofighte­r-U-Ausschuss 2006 begegneten, würden im neuen Ausschuss wohl ein Wiedersehe­n feiern: Peter Pilz, Grüne, und Karl-Heinz Grasser, vormals Finanzmini­ster.

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