Digitaler Zusatz soll Handelslehre cool machen
Aufwertung der 15 Handelslehrberufe um eine Onlineversion fördert den Mehrkanalverkauf.
Um der zunehmenden Digitalisierung im Handel Rechnung zu tragen, bekommt der Bereich Online/Internet einen fixen Platz in der Ausbildung zu den Handelslehrberufen. Ab dem Ausbildungsjahr 2017/18 können Betriebe in Österreich ihren Lehrlingen optional den Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“anbieten. Er deckt die Schienen Versand- und Internethandel ab und vermittelt das Rüstzeug für sämtliche Spielarten des E-Commerce. Voraussetzung ist die Zustimmung der Sozialpartner und des Wirtschaftsministeriums, die aber kein Problem sein sollte. Der Zusatz ist auf fünf Jahre befristet und könnte dann in die Standardausbildung übernommen werden.
Allein sei die E-Commerce-Ausbildung nicht möglich, Lehrlinge müssten sich wie bisher für einen der 15 Handelslehrberufe entscheiden, sagt Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer WKÖ. Die Ausbildung umfasst den Weg zum allgemeinen Einzelhändler ebenso wie Spezialisierungen in Bereichen wie Lebensmittel, Mode, Elektro, Kfz oder Schuhe. Ein Lehrziel ist, damit „den Handel mit digitalen Hilfsmitteln stärker einzubeziehen“, sagt Jörg Schielin, Vorsitzender des Bildungspolitischen Ausschusses der Bundessparte Handel. Konkret könnte das heißen, dass ein Verkäufer im Sporthandel Kunden die Einsatzmöglichkeiten eines Sportgeräts am Tablet vorführt und sie über viele Tausende weitere Artikel informiert. Zusätzlich könnte man etwa den Kommentar eines Weltmeisters der jeweiligen Sportart einspielen.
Der Einsatz moderner elektronischer Geräte soll dem Handel als Lehrberuf auch neue Attraktivität verleihen. Im heimischen Einzelhandel gibt es 11.000 Lehrlinge, zuletzt war die Zahl rückläufig. Gerade in der Generation der mit Internet und Smartphone aufwachsenden „digital natives“werde es „cool sein, den ganzen Tag mit dem Tablet zu arbeiten“, erwartet Schielin.
Einen Pilotversuch hat die Wirtschaftskammer Kärnten bereits mit dem Sporthändler Hervis gestartet. Spar-Sprecherin Nicole Berkmann dazu: „Die Erfahrungen sind sehr gut, wir können diese Fertigkeiten und Fähigkeiten sehr gut gebrauchen.“Eine digitale Ausbildung sei daher wünschenswert.
Auch etliche bestehende Betriebe hätten Nachholbedarf in Sachen digitaler Präsenz, mahnt SpartenGeschäftsführerin Thalbauer. „Nur eine Seite ins Web zu stellen ist zu wenig“, meint sie. Manche freilich machen nicht einmal das.