Salzburger Nachrichten

Warme Füße und heiße Ohren

Die Sportartik­elbranche ist ein Tummelplat­z für Innovation­en. Aber: Gibt es tatsächlic­h noch Neues? Die SN schauten sich auf der Sportfachm­esse ÖSFA in Salzburg um.

-

Es ist ein alter Trick, und er wirkt noch immer. Als LöfflerVer­triebsleit­er Christian Höckner unangekünd­igt einen Schuss Wasser über die Jacke gießt, stockt kurz der Atem. Natürlich aber bleibt das Textil trocken. Doch ein „Waterproof“-Wunder allein wäre heute zu wenig. Und so hebt der Zauberer die Jacke hoch, schüttelt sie kurz durch und fertig ist der „Shake dry“-Effekt: Keine noch so kleine Spur von Flüssigkei­t ist mehr zu sehen. „Carbonbesc­hichtet“, erklärt Höckner.

Um 249 Euro wird die LöfflerWun­derjacke, die im Herbst auf den Markt kommt, zu haben sein. Freilich mache man einen Gutteil des Umsatzes mit Basic-Teilen, gesteht der Vertriebsc­hef des Textilerze­ugers aus Ried im Innkreis. Innovation­en aber seien wichtig, „sie steigern die Attraktivi­tät der Marke“.

Der Kampf um Aufmerksam­keit ist groß. 150 Aussteller preisen bei der ÖSFA in Salzburg ihre Neuigkeite­n an. „Wir sind in der absoluten Verdrängun­g“, sagt der Verbandspr­äsident der Sportartik­elerzeuger und -ausrüster in Österreich (VSSÖ), Gernot Kellermayr. Der heuer gute Winter habe der Branche jedoch einen Schub gebracht, „es geht gut, es gibt keine Meldungen, dass jemand aufgibt“. Und Meldungen über das absolut Neue? Etwas, das noch kein Freizeitsp­ortler zu Hause hat? Kellermayr denkt kurz nach und sagt dann: „Also so richtig der Heuler, den es noch nie gab, ist derzeit nicht zu sehen.“Bei den Innovation­en handle es sich primär um gute Weiterentw­icklungen. So würden Skischuhe nicht mehr nur an den Fuß angepasst, sondern partiell an die einzelnen Teile – „die Wade, Fußwölbung, Ferse“. Und es kommen neue Materialie­n zum Einsatz, in den Briko-Skihelmen etwa eine ölige Flüssigkei­t als Dämpfmater­ial oder beim Skiservice­ausrüster Montana eine „superhydro­phobe“Sprühflüss­igkeit aus Siliziumve­rbindungen statt ordinärem Skiwachs. „Es wird gecovert, nicht gewachst“, erklärt Marketingf­rau Melanie Bucher.

Der Umsatz lässt sich auch durch eine Innovation steigern, die möglichst viele Zielgruppe­n erreicht. So sieht sich der Vorarlberg­er Sockenspez­ialist Lenz noch lang nicht am Ende der Möglichkei­ten für sein Akkusystem. Das sorgte bisher vor allem für warme Körperteil­e bei Skifahrern, Bauarbeite­rn und Jägern. Nun spenden die Lenz-Akkus über einen LED-Gürtel auch Licht. „Ideal, wenn man im Dunkeln zum Joggen geht“, sagt Vertriebsl­eiter Andreas Albrecht. Der Akku könne so das ganze Jahr über genutzt werden. Aber auch im medizinisc­hen Bereich, etwa für Menschen mit schlechter Durchblutu­ng, wolle man künftig Lösungen anbieten. Der Slogan des 1987 gegründete­n Familienbe­triebs lautet immerhin: „30 Years of Innovation“.

Noch am Anfang stehen die „earebels“aus dem Allgäu. Das ein Jahr alte Start-up verdient sein Geld mit Musik-Mützen, bei denen „nichts zwickt und nichts verrutscht“, sagt „earebel“Didi Hirsch. Die mit dem Spezialist­en AKG entwickelt­en Kopfhörer sind in Mütze oder Stirnband integrierb­ar, die Musik wird vom Smartphone über Bluetooth eingespiel­t. Auch telefonier­en kann man, ohne das Handy aus der Tasche holen zu müssen. Zum Durchbruch verhalf die Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“. 100.000 Mützen habe man so in den Handel gebracht. Zu haben sind die „earebels“auch als handgestri­ckte Hauben. „Unsere 15 Strickerin­nen im Allgäu schaffen 10.000 Mützen im Jahr“, sagt Hirsch. Sind die ausverkauf­t, bleibt noch das Do-it-yourself-Set um 49 Euro mit Kopfhörern, Wolle und Stricknade­ln.

 ??  ?? Löffler-Wunderjack­e.
Löffler-Wunderjack­e.
 ??  ?? Musikalisc­he Mütze von earebel.
Musikalisc­he Mütze von earebel.
 ?? BILDER: SN/SCHÖ ?? Beheizbare Lenz-Socke.
BILDER: SN/SCHÖ Beheizbare Lenz-Socke.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria