Salzburger Nachrichten

Austern und Sardellen wandern in die Nordsee

Der Klimawande­l erwärmt das Meerwasser und lockt viele neue Arten an.

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Sardinen, Anchovis und Pazifische Austern kennt man eigentlich aus wärmeren Gewässern. Inzwischen zählt aber auch die südliche Nordsee zu ihren Stammplätz­en. „Die Nordsee ist in den vergangene­n Dekaden wärmer geworden“, erklärt Meeresbiol­ogin Anne Sell vom Thünen-Institut für Seefischer­ei in Hamburg.

Doch nicht jeder Nordsee-Bewohner findet den Anstieg der Temperatur­en gut. Beispiel Kabeljau: Er ist der kommerziel­l stark genutzte „Brotfisch“der Nordsee. Er ist stark überfischt und obendrein wird es dem kaltwasser­liebenden Fisch in der Nordsee langsam zu warm. Der Temperatur­anstieg hat für ihn jedoch nicht ausschließ­lich Nachteile, denn auch in der Barentssee an der Grenze zum Polarmeer wird es wärmer, wodurch immerhin der Lebensraum des Kabeljaus wiederum größer wird.

Zunehmend wohler fühlen sich dagegen Sardinen und Sardellen (Anchovis) in der Nordsee. Früher lebten diese Fische in südlichere­n Meeresbere­ichen. Schon in den 1980er-Jahren kamen sie ganz vereinzelt in der Nordsee vor, wie Langzeitun­tersuchung­en zeigten. Inzwischen hat sich die Sardine gut etabliert und auch Sardellen-Jungtiere zieht es nordwärts.

Nach Angaben des Bundesamts für Seeschifff­ahrt und Hydrograph­ie (BSH) erreichte die durchschni­ttliche Wassertemp­eratur der Nordsee 2016 mit 11,0 Grad Celsius den zweithöchs­ten Wert seit 1969. Lediglich 2014 sei das Wasser mit 11,4 Grad noch wärmer gewesen.

Es gibt auch „ökologisch­e Schläfer“. Das sind Lebewesen, die bei höheren Temperatur­en in der Nordsee „erwachen“und sich gut fortpflanz­en können. Etwa die Pazifische Auster. Der war es vor allem im Sommer zu kalt. Heute findet man sie im ganzen Wattenmeer. Die Muschel braucht mehrere Wochen lang Wassertemp­eraturen von mindestens 18 Grad, um sich vermehren zu können, und die hatte das Wattenmeer in den vergangene­n Jahren locker zu bieten.

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BILD: SN/WIKIPEDIA/ALESSANDRO DUCI Schwarm von spindelför­migen Sardellen, auch Anchovis genannt.

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