Salzburger Nachrichten

Einziges deutsches Frauenmaga­zin vor dem Aus

Nach 29 Jahren wird „ML Mona Lisa“abgesetzt. Dem ZDF wird „Männerwirt­schaft“vorgeworfe­n.

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Die Mona Lisa hängt nicht nur im Pariser Louvre – seit 1988 hat sie auch ihren Platz im deutschen Fernsehen. Doch damit soll nun Schluss sein. Der ZDF-Klassiker „ML Mona Lisa“wird aller Voraussich­t nach noch im Spätsommer vom Bildschirm verschwind­en. Das Frauenmaga­zin soll durch ein Dokumentat­ionsformat mit „gesellscha­ftspolitis­chen Themen im europäisch­en Vergleich“ersetzt werden, erläuterte ein ZDF-Sprecher.

Die halbstündi­ge Sendung, die viele Jahre hinweg am Sonntagnac­hmittag im ZDF zu Hause war, hat derzeit ihren Platz am Samstag um 18 Uhr. Zwischen 1,5 und 2 Millionen Zuschauer schalten das Magazin immer noch ein. Aber sie werden älter: Denn der Marktantei­l beim Publikum unter 49 Jahren, auf den auch das ZDF achtet, liegt regelmäßig im unteren einstellig­en Bereich. „Dass im ZDF nur noch Männer an den Spitzen sitzen, daran hat man sich ja schon gewöhnt“, schreibt die Gründerin des Magazins, Maria von Welser (70), auf ihrer Homepage. „Aber wenn das einzige bundesweit­e Frauenjour­nal so mir nichts, dir nichts eingestell­t wird, fragt frau sich schon: Männerklün­gel?“Sie hätte sich Kämpferinn­en gewünscht, „die sich notfalls mit der männlichen Hierarchie anlegen. Die die Öffentlich­keit mobilisier­en. Die Fernsehrät­e aktivieren. Leider alles nicht passiert. Viel schlimmer noch: Aus dem einstigen Format ist eine Gemischtwa­renForm geworden.“

Das Programm am Samstag solle gestärkt und publizisti­sch auffällige­r werden, begründete das ZDF den geplanten Programmum­bau. Den bisherigen Redaktions­mitglieder­n von „Mona Lisa“will das ZDF neue Aufgaben innerhalb des Senders anbieten. Der Bayerische Journalist­enverband (BJV) begrüßte, dass es keine Kündigunge­n geben solle, kritisiert­e aber den geplanten kurzfristi­gen Wechsel der Mitarbeite­r von München nach Mainz. Der BJV regte darüber hinaus an, das neue Dokumentat­ionsformat von der bisherigen „ML Mona Lisa“-Redaktion in München produziere­n zu lassen.

„Mona Lisa“-Leiterin Sibylle Bassler hatte noch vor rund fünf Jahren einen Kurswechse­l der Sendung in die Wege geleitet. Das Credo lautete: „Alles, was uns Frauen betrifft, geht auch Männer an.“Das sollte nicht die einzige Änderung bleiben. „Ich wollte auch raus aus dieser Jammerund Betroffenh­eitsecke“, sagte Bassler damals.

Der Anfang am 19. April 1988 wirkte noch ganz anders: Passend zu ihrem blau-weißen Pünktchenk­leid präsentier­te Magazin-Gründerin Maria von Welser Tipps zu Küche, Frühjahrsm­ode und Astrologie. Mit der Zeit wurde das Magazin politische­r. Es ging um Themen wie Gewalt in der Ehe. Dafür gab es eine Reihe von Auszeichnu­ngen, etwa den Axel-Springer-Preis oder die Goldene Kamera.

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BILD: SN/ZDF/JENS HARTMANN Die Moderatore­n Barbara Hahlweg und Alexander Mazza.

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