Auf das Tobi-Reiserfolgt das Radauer-Ensemble
Mitten im Fasching klopfet er an, der Advent. Denn das „Tobi-Reiser-Adventsingen“wird umbenannt in „Salzburger Hirtenadvent“. Das neue „Radauer Ensemble“punktet mit hohem Frauenanteil.
SALZBURG-STADT. „Ritidi dulijo – jiatzg emma’ so “– so singen fünf Generationen von Hirtenkindern im Stoibergut der Familie Glück in der Stadt Salzburg auf. Der dienstälteste „Hiatabua“ist Josef „Seppi“Radauer, der seit 1970 beim Adventsingen dabei ist. Leonhard Hartinger, ein „Hirt erster Stunde“, war im Vorjahr zum ersten Mal als Wirt auf der Bühne zu sehen. Josef Radauers Sohn Florian befindet sich – nach elf Jahren beim Adventsingen – seit heuer in der „Hiatabua“-Pension. Seine Mutter Elisabeth Radauer hat die Betreuung und Ausbildung der Hirtenkinder über: „Sie scheiden aus, sobald sie größer sind als ich“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Denn dann setze bei den Buben meist auch der Stimmbruch ein. Tochter Pauline Radauer ist bereits eine erfahrene Hirtin. „Und es kommen viele neue viel versprechende Talente dazu, aus renommierten Salzburger Musikerfamilien. Das freut uns sehr“, sagt Josef Radauer.
Für ihn, aber auch für die gesamte Salzburger Volksmusikszene, beginnt heuer eine neue Ära. Das „Tobi-Reiser-Ensemble“zieht sich wie angekündigt aus der Öffentlichkeit zurück. Eine Zäsur, aber nicht – wie von manchen befürchtet – das Ende des „Tobi-Reiser-Adventsingens“. Es findet weiter in der Großen Aula der Universität statt, allerdings unter dem neuen Namen „Salzburger Hirtenadvent“. Die künstlerische Leitung bleibt bei Josef Radauer und auch am inhaltlichen Konzept wird nur wenig verändert. „Wir freuen uns, dass das weitergeht, was wir 2006 begonnen haben, aber wir haben uns entschlossen, eine saubere Trennung zu machen“, sagt er.
Das „Tobi-Reiser-Ensemble“wird künftig eher im Privaten weiter musizieren. Den neuen musikalischen Mittelpunkt bilden Florian Beer (Geigen), Iris Hagen, Dominik Meissnitzer (Gitarre, Harmonika), Irmgard Messin (Flöte), Heidi Reicher (Harfe), Silvia Reith-Höfer (Zither), Waltraud Stögner (Hackbrett) und natürlich Josef Radauer, nach dem das Ensemble auch benannt ist, „weil uns nichts Besseres eingefallen ist“, sagt er.
Die angesprochene „saubere Trennung“passt auch zum im Vorjahr erstellten Gutachten über die NS-Verstrickungen von Tobias Reiser senior. Der nach ihm benannte Volksmusikpreis wurde eingestellt, das Land Salzburg distanzierte sich.
Die Organisation des „Salzburger Hirtenadvents“liegt seit heuer beim „Salzburger Musikverein“, der sich dem Dialog zwischen Klassik, Moderne und Volksmusik verschrieben hat und seit 2003 auch das „Salzburger Passionssingen“organisiert (Salzburg-Premiere am 30. März in der Pfarrkirche Lehen als Integrationsprojekt; öffentliche Generalprobe, Eintritt frei). Obmann des Vereins mit rund 70 Mitgliedern ist der Germanist und Musikant Karl Müller.