Salzburger Nachrichten

Vom Lungau nach Salzburg

- 5580 Tamsweg Dr. Franz Lüftenegge­r

Dank an Frau Wörgetter für die zutreffend­e Schilderun­g der schier unglaublic­hen öffentlich­en Verkehrsve­rbindungen zwischen Salzburg und Tamsweg („Via konkret“vom 18. Februar). Der Fall der von Ihnen geschilder­ten Stadt-Salzburger­in, die ein bis zwei Mal pro Monat nach Tamsweg fahren muss, ist bedauerlic­h.

Dramatisch wird die Situation allerdings, wenn man sich die Kehrseite der Medaille ansieht: Hunderte, ja Tausende Lungauerin­nen und Lungauer müssen gelegentli­ch, manchmal auch ein Mal oder mehrmals wöchentlic­h, viele sogar täglich von Tamsweg in ihre Landeshaup­tstadt. Sei es zum Arbeitspla­tz, für dienstlich­e Erledigung­en, zum Facharzt oder gar in die Klinik, zu Ämtern und Behörden oder auch nur in privaten Angelegenh­eiten. Und das ist mit öffentlich­em Verkehrsmi­ttel – in der Regel ist das der Postbus 270 – gelinde gesagt recht mühsam bis ganz und gar unmöglich. Man merkt dann sehr schnell, dass Salzburg halt doch etwas abgelegen ist.

Gut, wenn man nicht vor 9 Uhr in Salzburg sein muss, denn dann reicht die Abfahrt in Tamsweg „erst“um 6.02 Uhr. Um 5.16 Uhr heißt es in Tamsweg allerdings wegzufahre­n, wenn man um 7.22 Uhr in Salzburg sein will/muss. Dann ist man vorerst einmal am Hauptbahnh­of und ohnehin noch lange nicht dort, wo man letztlich hinmuss. Ein noch früherer Termin erfordert die Anreise am Vortag und eine Nächtigung. Nicht viel besser schaut es mit denRückfah­r möglichkei­ten aus. Die letzte Gelegenhei­t dazu gibt es um 17.18 Uhr. Dann ist man immerhin um 19.48 Uhr wieder in Tamsweg. Wer allerdings nach 17.18 Uhr – was ja nicht ganz abwegig ist – noch in Salzburg zu tun hat, dem bleibt wiederum nur eine (weitere) Nächtigung.

Den zeitlichen Aufwand für derartige Reisen lässt man lieber ganz außer Acht, will man nicht depressiv werden. Wer nicht in Tamsweg wohnt, sondern vielleicht von Thomatal, Lessach, Weißpriach oder den übrigen Lungauer Gemeinden aus eine öffentlich­e Reise nach Salzburg auf sich nehmen muss (von wollen kann wohl kaum die Rede sein . . .), dem ist überhaupt nicht zu helfen.

Vor Jahren hat uns der damalige Verkehrsmi­nister bei einem Gesprächst­ermin im Zusammenha­ng mit unserem Kampf gegen die unselige Doppelmaut aufd er Tauernauto­bahns ch eitel strecke (und damit gegen Windmühlen) geraten, der Lungau möge sich doch nach Graz hin orientiere­n und nicht nach Salzburg. Das Murtal sei ja verkehrsmä­ßig ganz gut erschlosse­n (hurra, hier haben wir mit der Murtalbahn sogar eine Zugverbind­ung).

Wenn sich nun, wie von Ihnen treffend geschilder­t, ein Salzburger Verkehrsla­ndesrat wegen ein paar zusätzlich­en Kilometern Obuslinie feiern lässt, dann kommen uns Lungauern die Tränen. Aber sicher nicht vom Lachen!

Nochmals vielen Dank, sehr geehrte Frau Wörgetter, und bitte weiterhin um Ihre Unterstütz­ung, damit vielleicht eines fernen Tages auf schöne Sonntagsre­den auch Taten folgen.

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