Mangel an Arbeitern: Die amerikanische Wirtschaft warnt vor einem Bärendienst
Ob und wie die neuen Richtlinien zur Abschiebung illegaler Einwanderer greifen werden, ist unklar. Doch fest steht: Die USWirtschaft ist stark auf diese Personengruppe angewiesen. Gerade deshalb war Washington bei Abschiebungen bis jetzt vorsichtig. So warnte etwa der Branchenverband der Milchproduzenten: „Die Hälfte aller Arbeiter in USMilchbetrieben sind Immigranten, der Schaden, der ohne sie entstünde, würde weit über die Höfe hinausgehen.“ Der Verlust dieser Arbeitskräfte würde, so die Berechnung, den Milchpreis im Einzelhandel fast verdoppeln und die Wirtschaft mehr als 30 Milliarden Dollar an entgangener Produktion sowie rund 200.000 Jobs kosten. In der Studie wurde zwar nicht zwischen Immigranten mit und jenen ohne Aufenthaltsgenehmigung unterschieden. Allerdings gaben 71 Prozent der befragten Arbeitgeber aus der Branche an, wenig oder nur mittelmäßiges Vertrauen in die Papiere ihrer Angestellten zu haben. Einwanderer ohne gültige Papiere stellen laut Forschungsinstitut PEW etwa 26 Prozent der Agrar- und 15 Prozent der Bauarbeiter. Es folgen Freizeit- und Gastgewerbe. Wie verbreitet die Beschäftigung illegaler Immigranten in den USA ist, zeigte sich nicht zuletzt bei Donald Trumps Regierungsbildung: Mit Wirtschaftsminister Wilbur Ross und Andrew Puzder, dem letztlich gescheiterten Nominierten für das Amt des Arbeitsministers, mussten gleich zwei Kandidaten einräumen, Haushaltshilfen ohne gültige Papiere beschäftigt zu haben. Um zu verdeutlichen, was für einen Bärendienst die Abschiebungen der Wirtschaft erweisen könnten, griff das US-Magazin „Businessweek“jüngst Trumps Plan eines Mauerbaus an der Grenze zu Mexiko auf. Etwa die Hälfte der Bauarbeiter in Texas seien Illegale, die Arbeitslosenquote im Sektor sei auf 4,5 Prozent gefallen – das niedrigste Niveau seit zehn Jahren. „Wenn er eine Mauer mit legalen Arbeitern bauen will, wird er es sehr schwer haben“, sagte Stan Marek von der Baufirma Marek Brothers aus Houston. „Es gibt einen realen Mangel an legalen Arbeitskräften.“