Demonstrieren mit Bedacht
Die Beiträge von HEVI lese ich immer gern und stimme ihnen auch meist zu. Aber erlauben Sie mir, hier zu widersprechen. Abgesehen davon, dass nach dem, was derzeit in Salzburg geschieht, dieses auch als demokratiepolitisches Ent- wicklungsland, so wie auch einige andere Bundesländer, erscheint.
Natürlich sind Demonstrationen als Ausdruck der Unzufriedenheit mit Politik oder deren Handlungen zu begrüßen! Aber stellen Sie sich vor, jeden Samstag würden in der Getreidegasse Demonstrationen stattfinden. Was, glauben Sie, würden die Geschäftsleute machen? Sie würden zusperren und Personal entlassen müssen. Wollen Sie das?
Sie sagen, die Aufgabe des Innenministers ist es, für einen friedlichen Ablauf der Demonstration zu sorgen. Dafür ist jedes Mal ein mehr oder minder großes Aufgebot von Polizisten notwendig, und wer zahlt das? Das Budget sollte ja nicht unnötig explodieren.
Bitte, worin besteht der gesellschaftliche Diskurs, wenn man gegen einen Ball demonstriert? Ich kann mich noch gut an die Opernball-Demonstrationen erinnern und weiß von mehreren Jugendlichen, die es als Highlight des Jahres betrachteten, vermummt bei dem Spaß dabei zu sein! Bei den heurigen Demonstrationen gegen den Akademikerball bin ich überzeugt, dass sie die Sympathien für die FPÖ bei vielen Bewohnern Wiens nur verstärkt haben.
Es erscheint mir auch fraglich, ob bei jedem Ereignis in einem fremden Land Pro- oder Kontra-Kundgebungen in Österreich stattfinden müssen. So, wie wir es in letzter Zeit dauernd in der Innenstadt von Wien erleben. Worin soll da eine politische Beteiligung der Bürger bestehen?
Die freie Meinungsäußerung erlaube ich mir mit Leserbriefen zu versuchen. Es würde mich freuen, wenn in den SN öfter zu einem aktuellen Thema ein Artikel eines Befürworters dem einer Gegenstimme gegenübergestellt würde. Damit ließe sich sicher mehr für das Demokratieverständnis erreichen als durch Demonstrationen. Wobei ich natürlich Verständnis dafür habe, wenn auf österreichische Probleme mit einer Demonstration aufmerksam gemacht wird. Mag. Reinhard Fischill 1150 Wien