Salzburger Nachrichten

WM wird für Gruber zum Spießruten­lauf

Der Kombiniere­r begrüßt in Lahti niemanden per Handschlag. Aus Angst vor einer neuen Infektion läuft er zwischen den Menschen Slalom.

- MICHAEL UNVERDORBE­N

LAHTI. Die Begrüßung bei einem Medienterm­in im ÖSV-Quartier in Vierumäki, eine halbe Autostunde vom WM-Ort Lahti entfernt, fiel kurz und knapp aus. Und auch bei Interviews mit Fernsehen, Radio und Printmedie­n nahm Bernhard Gruber einen Respektabs­tand zu seinem Gegenüber ein. Der Weltmeiste­r will so vermeiden, sein Immunsyste­m vor dem WM-Start unnötig zu schwächen.

Weil in Lahti allerdings an jeder Ecke ein bekanntes Gesicht, ein Freund, ein Teamkolleg­e, ein Konkurrent oder ein Journalist steht, werden die Titelkämpf­e für Gruber zum Spießruten­lauf. Das nimmt der 34-jährige Salzburger aber gern in Kauf, er hatte schon (zu) viele gesundheit­liche Probleme in dieser Saison. „Beim Weltcup hier in Lahti Anfang Jänner bin ich noch vor dem ersten Wettkampfs­prung krank geworden. Das war eine Katastroph­e, weil ich das gesamte Wochenende im Bett gelegen bin und so die WMGeneralp­robe verpasst habe“, erzählt Gruber. Kaum wieder gesund, fasste er nach den Plätzen sechs und neun in Chaux-Neuve schon die nächste Infektion aus. „Beim Heimweltcu­p in Seefeld bin ich dann drei Tage mit Verkühlung gelaufen. Es war auf Messers Schneide, deshalb musste ich mir vor der WM noch einmal Zeit geben. Ich habe auf die Asien-Tour verzichtet, um mich auszukurie­ren.“

Dass ihm die Pause gutgetan hat, das zeigte Gruber bereits in den Trainings auf der Normalscha­nze. In der Medaillene­ntscheidun­g heute, Freitag, gehört der Großschanz­en-Weltmeiste­r von 2015 zum erweiterte­n Favoritenk­reis. „Ich fühle mich momentan sehr wohl. Jetzt gilt es, die Trainingsl­eistungen auch im Wettkampf rüberzubri­ngen. Ich muss bei mir bleiben, dann hoffe ich, dass ich locker vom Hocker springe“, sagt Gruber.

Zu schlagen gilt es das aktuell so überragend­e deutsche Kombi-Team um Eric Frenzel und Johannes Rydzek. „Wichtig wird sein, dass wir nach dem Springen vorn mit dabei sind und dann den Anker werfen. Im Langlauf braucht es auf den ers- ten Kilometern Taktik und im Finish Vollgas“, erklärt WM-Debütant Mario Seidl, der nach seinen ersten Weltcup-Podestplät­zen (2. und 3. in Pyeongchan­g) neben Bernhard Gruber als aussichtsr­eichster ÖSV-Athlet gilt. Die wichtigste Voraussetz­ung für einen erfolgreic­hen WM-Auftakt ist jedenfalls gegeben: Gruber ist kerngesund.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Gesundheit hat Vorrang: Weltmeiste­r Bernhard Gruber.

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