Salzburger Nachrichten

Mit welchen Stars man am besten Werbung macht

Eine Studie hat Österreich­s Werbeliebl­inge erhoben. In vier Kategorien liegen Salzburger vorn. Doch was macht einen Werbeliebl­ing aus? Und sind Werbebotsc­hafter überhaupt noch gefragt?

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WIEN. Es ist wohl eines der markantest­en Beispiele aus der Frühzeit von Werbung und Reklame. Ende des 19. Jahrhunder­ts konnte Vin Mariani, ein Getränk aus Bordeauxwe­in und Extrakten des Kokastrauc­hs, einen besonders prominente­n Werbepartn­er gewinnen. Auf Anzeigen für den Mariani-Wein prangerte niemand Geringerer als Papst Leo XIII. Der Pontifex galt als Fan des Getränks – und ließ sich deshalb in der Anzeige abbilden.

Heutzutage macht der Papst zwar keine Werbung mehr, an dem Prinzip, die Strahlkraf­t Prominente­r zu nutzen, hat sich jedoch nichts geändert. Doch kommt es überhaupt noch gut an, mit Stars zu werben? In einer neuen Onlinestud­ie hat sich das Meinungsfo­rschungsin­stitut Marketagen­t.com der Testimonia­l-Werbung gewidmet. Eines der zentralen Ergebnisse: Lediglich 40 Prozent der 1005 Befragten mögen Werbung mit Persönlich­keiten. Zumindest die Detailausw­ertung lässt aber eine gewisse Tragweite von Promi-Kampagnen erkennen. Besonders Werbung mit David Alaba, Hermann Maier, Niki Lauda und Armin Assinger blieb den Befragten in Erinnerung; Platz eins holte sich David Alaba mit einem Wiedererke­nnungswert von rund 70 Prozent. In den Unterkateg­orien, in denen etwa Sympathie oder Attraktivi­tät abgefragt wurde, sind vor allem die Ergebnisse der Salzburger Prominenz auffällig. Die beste Meinung haben die Befragten zu Marcel Hirscher (gefolgt von Christoph Waltz), der sympathisc­hste und parallel attraktivs­te Promi ist Anna Veith, als am ehrlichste­n eingestuft wurde Skispringe­r Stefan Kraft.

Auch Michael John glaubt, dass sich Werbung mit prominente­r Beteiligun­g immer noch lohnen kann. John ist Geschäftsf­ührer der Salzburger Digital- und Werbeagent­ur Loop. Seiner Meinung nach müsse man den Begriff des Prominente­n oder „Influencer­s“aber weiter fassen: „Mittlerwei­le sollte man Blogger in solch eine Studie miteinbezi­ehen.“Diese würden bei manchen Marken „viel besser funktionie­ren als Celebritys“. Vor allem in der Zielgruppe bis 25 Jahre – zumal die Blogger die Marken über ihre Plattforme­n mittragen würden.

Grundsätzl­ich seien zwei Ansätze entscheide­nd, ob eine PromiKampa­gne funktionie­re. Zum einen der pure Bekannthei­tsgrad einer Person. Doch das greift John zu kurz. „Viele denken nur an Reichweite. Dabei ist es ebenso wichtig, dass eine Person zur Marke passt.“Wie weiß man aber, ob eine Person zur Marke passt? Diese Arbeit würden einem heutzutage Tools, also Programme, abnehmen, die Trends auf Plattforme­n wie Facebook auswerten: „Da ist klar ersichtlic­h, wer bei welcher Zielgruppe besonders beliebt ist.“In der Marketagen­t-Studie wird etwa Marko Arnautovic als „nervigster Promi“ausgewiese­n. „Wir wissen aber, dass Arnautovic bei Fußballkid­s sehr gut ankommt“, ergänzt John.

Doch nicht nur der Star selbst sei entscheide­nd, sondern auch der Zeitpunkt, an dem man ihn an Bord hole. Optimal ist laut John, wenn die Person gerade kurz vor dem ganz großen Durchbruch steht. Ein Sportartik­elherstell­er habe etwa den Fußballer Antoine Griezmann verpflicht­et, kurz bevor er bei der EM groß aufspielte. Wer sich hingegen einen Star angelt, der bereits besonders hell strahlt, geht das Risiko ein, dass die Person die Kampagne überragt – und von der Marke selbst wenig hängen bleibt.

Parallel sei es ebenso möglich, dass Werbeträge­r erst durch Kampagnen zu Prominente­n werden. Ein Beispiel ist die Familie Putz, die für ein Möbelhaus wirbt. Solch ein Weg brauche aber „eine Unmenge Budget und Zeit“, sagt der Experte.

Doch kann eine Werbekampa­gne mit prominente­r Beteiligun­g auch schaden? Das komme vor, sagt John. Vor allem, wenn der Prominente in einen breitenwir­ksamen Skandal verwickelt werde. Deshalb gebe es immer wieder Fälle, bei denen Werbevertr­äge gekündigt werden. „Es gibt aber Marken, denen Skandale gar nicht so unrecht sind“, ergänzt John. „Manche suchen bewusst Prominente mit Ecken und Kanten.“

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Niki Lauda, Anna Veith und David Alaba gehören zu Österreich­s beliebtest­en Werbebotsc­haftern.
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BILD: SN/PICTUREDES­K.COM/BILL LORENZ/EXPA/GRUBER/EIBNER
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