Salzburger Nachrichten

Alleinerzi­ehend, ohne „Raster“...

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Ich wende mich heute an Sie, um eine Situation aufzuzeige­n, in der sich viele alleinerzi­ehende Mütter in Österreich befinden.

Ich bin derzeit in Karenz und beziehe noch bis zum ersten Lebensjahr meiner Tochter Kinderbetr­euungsgeld. Da ich mich für die einkommens­abhängige Variante des Kinderbetr­euungsgeld­es entschiede­n habe, endet meine gesetzlich­e Sozialvers­icherung mit Bezug des Kinderbetr­euungsgeld­es.

Da ich aber bis zum zweiten Lebensjahr meiner Tochter Anspruch auf Karenz habe, muss ich mich und meine Tochter für dieses kommende Lebensjahr selbst versichern. Die Versicheru­ngskosten betragen laut Auskunft der zuständige­n Krankenkas­se (Salzburger Gebietskra­nkenkasse) zwischen knapp 100 und knapp 400 Euro (je nach Einkommen).

Mein Einkommen setzt sich in diesem kommenden Jahr aus 200 Euro Alimente und Familienbe­ihilfe/Kinderabse­tzbetrag zusammen. Ich denke, eine Auflistung meiner monatliche­n Ausgaben ist an dieser Stelle nicht notwendig, diese sind definitiv höher als mein Einkommen in diesem Zeitraum.

Eine Möglichkei­t, mein Einkommen zu verbessern, ist natürlich die Rückkehr in meinen Beruf. Ich lebe allerdings auf dem Land und eine geeignete Betreuungs­einrichtun­g für Kinder im Alter meiner Tochter ist nicht vorhanden.

Nun bin ich also zu diversen Beratungss­tellen gefahren, um mich hinsichtli­ch der finanziell­en Unterstütz­ung in solchen vorübergeh­enden Notsituati­onen zu erkundigen. Ich bekam meist eine schnelle und eindeutige Antwort: „Sie haben das Recht auf Mindestsic­herung.“Ich erfülle auch alle Kriterien, um die Mindestsic­herung zu erhalten, jedoch habe ich in den letzten Jahren sehr sparsam gelebt und konnte so einige Ersparniss­e sichern. Das heißt, ich „falle leider durch den Raster“, wie mir eine Beraterin ganz treffend gesagt hat.

Als alleinerzi­ehende Mutter hat man weiß Gott viele (zusätzlich­e) Herausford­erungen zu meistern. Aber dass es in meiner Situation keinerlei Unterstütz­ung gibt und ich mich im Gegensatz zu unverheira­teten Frauen, die in einer Partnersch­aft leben und sich bei ihrem Partner kostenlos mitversich­ern können, auch noch selbst versichern muss, erscheint mir nicht nur sozial ungerecht, sondern schlichtwe­g unglaublic­h. Ich habe jahrelang hart gearbeitet, habe mir durch diese Arbeit eine gute Ausbildung finanziert, habe gern meine Abgaben geleistet – jetzt bin ich diejenige, die „durch den Raster fällt“? Bernadette Schwarz 5112 Lamprechts­hausen

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