Wie das Baby schläft
ICHbin beeindruckt. Das Baby ist noch keine drei Monate alt und schläft nachts meist schon sechs Stunden durch. Wie meine Tochter das hingekriegt hat, weiß ich nicht. Kann auch sein, dass es am großzügigen Wesen meiner Mini-Enkelin liegt. Vielleicht liegt es aber auch am Video-Babyphon, das mein Schwiegersohn installiert hat.
Das Gerät wurde nicht etwa angeschafft, weil das Kinderzimmer am anderen Ende der Wohnung liegen würde. Es wurde angeschafft, weil das Kinderzimmer direkt neben der Wohnküche liegt. Dort wird abends rumort – und ohne geschlossene Kinderzimmertür könnte die Kleine vielleicht lange keine Ruhe finden. Deshalb ist die Tür zu und das Video-Babyphon an, wenn sie in ihr Bettchen gelegt wurde. Dort gluckst und gähnt sie dann noch eine Zeit lang, ehe ihr die Augen zufallen.
Interessanterweise übt die Möglichkeit der Video-Überwachung des hinter der Tür schlafenden Kindes eine zwanghafte Wirkung auf mich aus. Ich muss ständig auf den kleinen Bildschirm starren und kann mich folglich, wenn ich bei meiner Tochter zum Abendessen eingeladen bin, nicht am Gespräch beteiligen. Deshalb ist das Babyphon nun meist auf Audio geschaltet.
Als ich jüngst abends zum Babysitten kam, legte mir meine Tochter ans Herz, im AudioModus zu bleiben, aber möglichst nicht bei jedem Kiekser ins Kinderzimmer zu schießen. Und sie legte mir einen Film im Fernsehen ans Herz. Glücklicherweise streikte der Fernseher, weshalb ich jeden Grund hatte, der Live-Übertragung in Ton und Bild aus dem Nebenzimmer zu folgen. Ich kann nur sagen: Hochinteressant!
Eben hat sie ihr Köpfchen gedreht, jetzt noch einmal und gleich noch einmal. Jetzt strampeln die Beinchen. Jetzt streckt sie sich. Jetzt verzieht sie ihr Gesicht. Weint sie jetzt gleich? Warum? Bauchweh? Hunger? Schon halb vom Sofa aufgehüpft, den Bildschirm noch im Visier, erscheint ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. Schnell wieder hingesetzt. Jetzt gähnt sie. Jetzt gurrt sie. Jetzt schaut sie. Jetzt seufzt sie. Jetzt dreht sie, die Augen wieder geschlossen, den Kopf entschieden auf die Seite. Jetzt atmet sie ganz gleichmäßig. Kann ein Film im Fernsehen spannender sein? Glaube nicht.