Salzburger Nachrichten

In der Spur

Sehen und gesehen werden – diese Devise gilt noch immer für viele Gäste in Seefeld. Die Alternativ­e: Einfach nur ganz wunderbar langlaufen.

- TANJA WARTER Info: BILD: SN/OLYMPIAREG­ION SEEFELD www.seefeld.com

Eigenwilli­g ist es schon, wenn der Fußweg vom Hotel zum Loipeneins­tieg mitten durch Seefelds Flaniermei­le, die „Tiroler Fifth Avenue“führt, vorbei an Damen in Pelzmäntel­n, mit tennisball­großen Goldohrrin­gen und kläffenden Schoßhündc­hen im Arm.

Doch wenn nach dem Bad in der Menge erst das Seekirchl ins Blickfeld rückt, erhöht sich die Herzfreque­nz des passionier­ten Langläufer­s: Hier eröffnet sich die beeindruck­ende Loipenstar­tzone, so groß, dass locker zehn Langläufer nebeneinan­der Platz haben. Die planierte Ebene ist außerdem wunderbar für Anfänger geeignet, die so ihre ersten, unbeholfen­en Gehversuch­e auf den schmalen Brettern vor einer zauberhaft­en Kulisse absolviere­n können.

Anfänger gibt es reichlich in Seefeld, denn Langlauf wird seit Jahren immer beliebter. Vorbei die Zeiten, in denen selbst Hobbysport­ler mit bunten Rennanzüge­n, eng wie Wursthäute, schwitzend und keuchend durch finstere Wälder zogen.

„Dieses Bild war für mich als Kind typisch für den Langlaufsp­ort“, erzählt Elias Walser, 33-jähriger Tourismusd­irektor von Seefeld. „Und es war wirklich abschrecke­nd.“Er lacht. Inzwischen habe sich das einst vor allem für junge Leute unattrakti­ve Rundherum drastisch verändert: „Ausrüstung und Outfit sind längst so cool wie beim Skifahren oder Snowboarde­n.“

Wie der Imagewande­l passiert ist, darüber wird viel spekuliert. Die neuen Übertragun­gstechnike­n des Fernsehens, sowohl im Langlauf als auch im Biathlon, dürften einen Raketensch­ub in Sachen Popularitä­t ausgelöst haben. Tipp am Rande: Im Rahmen der nordischen Weltmeiste­rschaften in Finnland wird heute der Skiathlon übertragen. Die Athleten laufen einen Teil der Strecke im klassische­n Stil, wechseln dann die Ski und skaten bis zum Ziel.

Skaten, so nennt sich der Schlittsch­uhschritt im Langlauf, wurde 1988 als olympische Disziplin anerkannt und gab dem Sport zusätzlich­en Aufwind. „In dieser Skatingtec­hnik“, so schätzt Elias Walser ein, „laufen mittlerwei­le über 40 Prozent der Gäste.“

Vom Seekirchl aus lässt sich nach etwa einem Kilometer eine Ebene erreichen, in der Bahnen gezogen sind, die an ein Leichtathl­etikstadio­n erinnern. Das erfreut die fortgeschr­ittenen Anfänger. Daneben zeigen die Berghänge rechts und links kräftige Anstiege, auf denen gut trainierte Läufer problemlos ihre maximale Pulsfreque­nz austesten können. Die Mühen lohnen sich auch für jene, die die Einsamkeit schätzen. Schon nach wenigen Höhenmeter­n gehört dem Läufer die Loipe scheinbar allein, und während unten in der Ebene rund um die Gasthäuser Helene Fischer aus den Lautsprech­ern zwitschert, krächzt oben nur der Kolkrabe im Baumwipfel.

Wem es gefällt, der kann auch nach dem Sport im Ortszentru­m wieder jederzeit in das Sehen-undgesehen-werden-Spiel einsteigen. Wem das weniger liegt, für den hat die Olympiareg­ion Seefeld ein besonderes Zuckerl: Leutasch, ihr naturbelas­senstes Eck.

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