Ein WM-Titel mit Ansage
Stefan Kraft hat seinen Höhenflug bei der nordischen Ski-WM in eindrucksvoller Manier fortgesetzt. Einen Tag nach Gold im Einzelbewerb gab es mit dem Mixed-Team auch noch Silber.
„Ich Weltmeister? Unglaublich!“Stefan Kraft konnte sein Glück kaum fassen, als er an der Salpausselkä-Schanze von einem Interview zum nächsten gereicht wurde. Augenblicke zuvor war am Samstag erstmals bei den nordischen Weltmeisterschaften die österreichische Bundeshymne ertönt. Kraft genoss den Augenblick mit einer rot-weißroten Fahne in Händen, war stolz und gleichzeitig tief gerührt.
Dabei war dieser WM-Titel eigentlich gar keine Überraschung. Es war vielmehr ein Sieg mit Ansage. Nach sieben Weltcup-Podestplätzen in Folge sah sich der 23-jährige Salzburger bereit für den ganz großen Coup. Kraft sprang nach Halbzeitführung mit 2,1 bzw. 7,2 Punkten Vorsprung auf die beiden Deutschen Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler zu seinem bisher größten Karriereerfolg.
Sein WM-Medaillensatz ist damit komplett. Nach Silber (Team) und Bronze (Einzel) in Falun 2015 holte Kraft erstmals Gold. „Meine Freundin und ich haben daheim noch gesagt: Bronze und Silber hängen schon da, da fehlt noch was . . .“, sagte der Pongauer mit einem breiten Grinsen. Und in der Nacht davor habe er im ÖSV-Apartment in Vierumäki sogar von diesem Sieg geträumt, erzählte Kraft noch sehr aufgedreht: „Na ja, eigentlich habe ich in meinem Traum noch einmal die Tournee gewonnen, aber WMGold ist auch schön.“
Die Normalschanzenbewerb wurde für den ÖSV-Adler dann allerdings zur Nervenprobe. Denn er konnte, oben am Zitterbalken sitzend, auf der überdimensionalen Leinwand im Auslauf mitansehen, wie Wellinger unmittelbar vor ihm einen Sprung auf 100 Meter herauszauberte. „Der Sprung war saugut. Aber ich wusste, dass ich auch so weit springen kann.“
Gesagt, getan. Eine „richtige Bombe“, wie es sein Trainer Heinz Kuttin ausdrückte, war aber der Sprung auf 99,5 Meter im ersten Durchgang, mit dem er den Grundstein für diesen Triumph legte. „Das war sicher einer meiner besten Sprünge“, meinte Kraft, der leidenschaftliche Fußball-Fan, und brachte das gleich direkt in Verbindung mit dem 8:0-Kantersieg seines FC Bayern gegen den Hamburger SV. „Wenn die Bayern gewinnen, springe ich immer gut“, scherzte Kraft. Tatsächlich konnte er sich auf der Kleinschanze, die dem „Flieger“im Grunde gar nicht so sehr liegt, mit jedem Sprung steigern.
Der Salzburger ist ein Wettkampftyp. In den jüngsten acht Bewerben sprang Kraft immer auf das Podest. Eine bemerkenswerte Serie, wenn man bedenkt, dass im Ski- springen Nuancen entscheiden können, ob man ganz oben steht oder nicht einmal in den Top Ten ist. Aber wenn es ums Ganze geht, dann wächst das 56 Kilogramm leichte Sprungwunder über sich hinaus. „Egal, was er macht, er gibt immer Vollgas“, sagte Trainer Kuttin. Auch die Fröhlichkeit und Leichtigkeit Krafts seien ansteckend, und so freuten sich alle im ÖSV-Springerteam mit ihm. „Wir sind sehr happy, dass es für den ganz großen Wurf gereicht hat“, betonte Kuttin. „Wir sind alle glücklich, dass wir Gold haben.“
Glücklich war man im Skiverband auch tags darauf, als sich Stefan Kraft, Michael Hayböck, Daniela Iraschko-Stolz und Jacqueline Seifriedsberger den Vizeweltmeistertitel im Mixed-Bewerb sicherten. Gold ging überlegen an Deutschland, aber Silber war für Österreich durchaus eine Genugtuung, da man bei der WM in Falun in diesem Teamspringen leer ausgegangen war. „Wir haben eine tolle Teamleistung gebracht, einen coolen Wettkampf absolviert. Deutschland, so ehrlich muss man sein, war außer Reichweite“, sagte Daniela Iraschko-Stolz. Die WM in Lahti ist für die Skisprung-Damen damit beendet.
Aktuell hat Österreich mit Gold (Kraft), Silber (Mixed) und Bronze (Kombinierer Team) einen kompletten Medaillensatz.
Silber im Mixed-Bewerb als Genugtuung