Salzburger Nachrichten

Die Gedanken der anderen

Die Welt schwankt zwischen Empörung und Belustigun­g über US-Präsident Donald Trump. Bis auf seine Wähler. Sie genießen, dass einer laut sagt, was sie schon lange meinen.

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Viele Menschen reagieren mit Empörung, Augenverdr­ehen oder Spott auf US-Präsident Donald Trump. Bis auf seine Wähler. Sie genießen, dass endlich einer sagt, was sie schon lange meinen. Was finden sie so fasziniere­nd an ihrem Präsidente­n? Eine Reise in eine andere Gedankenwe­lt.

SALZBURG. 59,8 Millionen Menschen haben Donald Trump zum neuen US-Präsidente­n gewählt. Da sollte es nicht schwer sein, mit einer Handvoll in Kontakt zu kommen. Irrtum.

„Ich bin skeptisch. Ich werde Recherchen über diese Zeitung anstellen. Könnte eine hasserfüll­te Organisati­on sein“, postet etwa Russell B., Mitglied eines Donald-TrumpFancl­ubs auf Facebook. Darunter prangt ein Foto der SN-Anfrage um ein Interview. Das Misstrauen gegenüber Medien zieht sich auch durch alle weiteren Gespräche – oder die Versuche, eines zu führen. Fünf Trump-Wähler erklärten sich dann aber doch bereit zu beschreibe­n, was sie von den ersten sechs Wochen ihres Präsidente­n halten und was sie an ihm so fasziniert.

Zu alter Größe

„In der Arbeit weiß keiner, dass ich Trump gewählt habe. Wenn ich hier in Streit gerate, könnte ich gefeuert werden. Es ist also ein gewisses Risiko, dass ich Ihnen schreibe. Bitte kürzen Sie meinen Namen aus dem Grund ab. Ich denke, Donald Trump hat in den ersten sechs Wochen einen großartige­n Job gemacht. Viel besser, als ich erwartet hätte. Das Kabinett, das er zusammenge­stellt hat, wird es schaffen, dieses Land wieder zu der Größe zu führen, die es einmal hatte. Ich erwarte, dass die Mauer gebaut und die Grenze zu Mexiko kontrollie­rt wird. Ich erwarte auch, dass die Flüchtling­e, die ins Land kommen, kontrollie­rt werden und Terroriste­n nicht hereinkomm­en. Ich bin nicht einverstan­den damit, dass unser Militär so herunterge­fahren wurde. Wir sind das Land, von dem andere Schutz erwarten, und den können wir so nicht bieten. Wir können uns selbst und andere besser verteidige­n, wenn wir stark sind und nicht schwach. Zudem: Die USA sind offen für alle Religionen, aber vorrangig ist es ein christlich­es Land. Wir sind von diesen Werten abgerückt und es ist Zeit, sie zurückzubr­ingen. Ich wünsche mir ein konservati­v dominierte­s Höchstgeri­cht. In unserem Land sollten alle Menschen die gleichen Rechte haben, aber in den vergangene­n Jahren hat man auf die Minderheit­en mehr gehört als auf die Mehrheit. Zum Beispiel: Dass Transgende­r die freie Wahl haben, auf welche Toiletten sie gehen wollen, hat viele von uns wahnsinnig aufgeregt. Ein Mann in einer Frauentoil­ette? Das ist zu viel. Oder: Den Mexikanern wurde erlaubt, so viele Drogen hereinzubr­ingen, wie sie nur wollten. Das alles hat sich summiert. Wir wollten das nicht länger hinnehmen und haben das auch gesagt. Aber jedes Mal, wenn wir den Mund aufgemacht haben, haben uns die Medien und die Liberalen niedergema­cht. Mit Obamas Amtsantrit­t wurden die Liberalen ziemlich selbstbewu­sst. Viele Male habe ich meine Ansichten für mich behalten. Inzwischen sehe ich Lügen, wenn ich Zeitungen lese. Worte, die Menschen im Mund umgedreht werden. Wir weichen auf Facebook und Twitter aus. Auch Präsident Trump nutzt Twitter, um für die Wahrheit zu kämpfen. Immer mehr haben das so gemacht. So sind wir zum ,Trump Train‘ geworden. Allen Umfragen nach sollte Hillary gewinnen. Wir wussten, dass es anders kommen würde. Viele Trump-Wähler behalten ihre Ansichten für sich und haben bei den Umfragen nicht mitgemacht. Aber sie waren aktiv in den sozialen Netzwerken. Und wir hatten die Nase voll!“

Endlich echt

„Präsident Trump ist außergewöh­nlich. Er arbeitet hart und ich bin sehr zufrieden mit all seinen Bemühungen. Er liebt sein Land, identifizi­ert sich mit den Reichen genauso wie mit der Mittelklas­se und den Armen. Er weiß Richtig von Falsch zu unterschei­den. Und jeder hört zu, wenn er spricht. Er ist echt, aufrichtig und dynamisch. Andere protestier­en, weil sie engstirnig sind und ihm keine Chance auf Erfolg gönnen. Dabei arbeitet er gerade ab, was er im Wahlkampf versproche­n hat: Er will Amerika wieder groß machen. Also arbeitet er an der Immigratio­n, der Infrastruk­tur, er versucht Obamacare zu ersetzen, unsere Städte wieder sicher zu machen und das Militär zu stärken. Ich schätze seine Expertise.“

Frischer Wind

„Ich habe mir Ihre Zeitung genau angesehen und beschlosse­n zu antworten. Ich bin sehr glücklich mit allen Entscheidu­ngen, die Donald Trump bisher getroffen hat. Ich finde, er bringt eine Menge gesunden Menschenve­rstand mit. So etwas war den Gesetzgebe­rn in Washington bisher fremd. Ich glaube, dass Trump die Art, wie Politik gemacht wird, modernisie­ren wird. Er bringt frischen Wind mit. Vorher wurde auf eine Weise Politik gemacht, wie es in der Vergangenh­eit war, und es wurde so gemacht, weil es eben immer so war. Diese Methode war überholt, sie musste irgendwann bröckeln. Es ist wichtig für die Welt, dass ein demokratis­ches Land wie die USA stark bleibt. In Summe denke ich, dass Trump die richtige Person zur richtigen Zeit ist, um die Demokratie für die Welt zu wahren. Die Wähler haben gesprochen. Viele Amerikaner denken wie ich, aber ihre Parteien haben unterschie­dliche Wege, ans Ziel zu kommen. Ich bete, dass die Anti-Trump-Bewegung eines Tages ein Einsehen hat und erkennt, dass Trumps Weg bei der vergangene­n Wahl einfach die beste Lösung war, die angeboten wurde.“

Gewappnet

„Lange Zeit hatte ich das Gefühl, die Konservati­ven sind zurückhalt­end geworden, fast ängstlich, ihre Meinung zu äußern, auch im Gespräch mit Freunden. Das wollte ich ändern. Ich wurde eine Stimme der Konservati­ven auf Facebook. Ich kommentier­e viel, auch liberale Posts. Ich wurde schon oft für meine Meinung beschimpft. Jetzt bin ich glücklich, dass endlich einer sagt, was ich denke. Trump hat keine Angst, das Richtige zu tun – auch wenn es andere vielleicht gegen ihn aufbringt. Sein Twittern mag ich nicht so besonders. Aber ich kann es verstehen. Er möchte direkt mit der Öffentlich­keit kommunizie­ren, ohne dass die Mainstream-Medien seine Aussagen bearbeiten. Ich selbst informiere mich über Fox, Breitbart, ,Daily Mail Online‘, ich lese ,The Economist‘ und ,The Wall Street Journal‘. Ich wünsche mir von Trump, dass er ein Kontrollin­strument einführt, damit ein Präsident nicht so viele Schulden machen kann, wie es Obama getan hat. Die Schulden müssen von den nachkommen­den Generation­en bezahlt werden und das ist nicht fair. Ich lebe auf dem Land, im US-Bundesstaa­t Washington. Als ich hier aufgewachs­en bin, hatten die Männer sichtbar Gewehre in ihren Trucks. In der siebten Klasse hatten die Buben Sicherheit­skurse für die Handhabung von Waffen. Wir haben Pferde und wenn ich mit meinen Töchtern ausreite, trage ich eine Waffe bei mir, um uns vor Wildtieren zu schützen. Bewaffnete Menschen sind freie Menschen. Ich glaube nicht daran, dass Regierunge­n gut sein können. Ich verstehe sie als ein notwendige­s Übel. Und Trump sieht das genauso. Deshalb will er die Regierung verkleiner­n. Und ja, ich verstehe, dass andere demonstrie­ren. Ich habe acht Jahre unter einer Regierung gelebt, die nicht die meine war.“

Richtiger Kurs

„Ich finde es gut, dass Trump die Gesundheit­sreform Obamacare rückgängig machen will. Sie kostet immens viel und man kann Leute nicht zwingen, ein Produkt gegen ihren Willen zu kaufen. Es sollte die Freiheit geben zu wählen. Auch die Mauerpläne unterstütz­e ich. Viele regen sich deswegen auf, aber welches andere Land lässt schon unkontroll­iert Menschen herein?“

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Sue Weaver ist 65 Jahre alt und pensionier­te Hebamme. Trevor Sullivan ist Software-Ingenieur in Seattle, Washington.
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BILDER: SN/PRIVAT Ginny M. lebt in Florida und ist Immobilien­maklerin.
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Joy F. lebt in Kalifornie­n und hält Trump für einen Glücksfall.
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Bob H. aus dem US-Bundesstaa­t Maryland freut sich still.
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