Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Die türkische Gemeinscha­ft in Österreich

- Zim

Alles begann 1964, als die ersten türkischen Gastarbeit­er angeworben wurden, um den Arbeiterma­ngel in der boomenden Wirtschaft auszugleic­hen. Mittlerwei­le sind die Türken die drittgrößt­e Migranteng­ruppe Österreich­s und stellen die Hälfte aller muslimisch­en Migranten im Land. Denn was das Wort Gastarbeit­er einst impliziert­e – Arbeiter kommen und gehen dann wieder –, funktionie­rte so nicht. Die erste Generation holte ihre Familien nach. Heute lebt auch die dritte, vierte Generation im Land.

In Zahlen: Mehr als 270.000 Menschen in Österreich haben türkische Wurzeln, davon sind laut Medien-Serviceste­lle Neue Österreich­er/-innen 116.000 türkische Staatsbürg­er, rund 90.000 davon sind in der Türkei wahlberech­tigt. Offiziell. Denn es gilt als offenes Geheimnis, dass das Verbot der doppelten Staatsbürg­erschaft regelmäßig umgangen wird und viel mehr Austrotürk­en an türkischen Wahlen teilnehmen. Erstmals durften die 2,9 Mill. Auslandstü­rken (die Hälfte davon lebt in Deutschlan­d) 2014 an einer Wahl in der alten Heimat teilnehmen. Bei der Parlaments­wahl im November 2015 wählten 45 Prozent der Wahlberech­tigten in Österreich, 70 Prozent der Austrotürk­en waren pro Erdoğan.

Innerhalb der türkischen Community gibt es aber viele Verbände, Vereine und Gruppen. Zum Teil sind die Lager tief gespalten: Das Spektrum reicht von laizistisc­hen, säkularen bis zu islamisch-konservati­ven Organisati­onen. Der größte türkisch-muslimisch­e Verein ist Atib, der auch viele Moscheen in Österreich betreibt. Bis Anfang des Vorjahrs wurden Imame in AtibMosche­en von der Türkei entsandt und bezahlt. Seit einigen Jahren ist auch die Islamische Glaubensge­meinschaft in Österreich türkisch dominiert. Der aktuelle Präsident ist Ibrahim Olgun, ein Atib-Mitglied.

Ein paar Einrichtun­gen der Gülen-Bewegung, die laut Erdoğan hinter dem Putschvers­uch im Juli des Vorjahrs steckt und seither in der Türkei als Terrororga­nisation verboten ist, gibt es auch bei uns. In Deutschlan­d hatte es zuletzt Razzien in Ditib-Einrichtun­gen (das deutsche Pendant zu Atib) gegeben, weil der Verdacht besteht, dass Gülen-Anhänger bespitzelt und nach Ankara gemeldet wurden. Atib wies ähnliche Anschuldig­ungen des Grünen Pilz massiv zurück.

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