Salzburger Nachrichten

Schatzgräb­er stoßen auf alte Geschichte­n

Europas ältestes Goldbergwe­rk wurde in Bulgarien entdeckt, erst vor wenigen Jahren. Schon in der Bronzezeit gab es Eliten und Netzwerke.

- Das erste Gold. Ada Tepe: Das älteste Goldbergwe­rk Europas. Kunsthisto­risches Museum. Bis 25. Juni

WIEN. Das ist so mit den alten Geschichte­n, schriftlic­he Zeugnisse gibt es kaum. Deshalb bleibt viel der Fantasie überlassen, wenn man vor den Exponaten steht, die Tausende Jahre alt sind und „Geschichte­n“erzählen. Sogar die Altmeister Homer und Herodot lassen nur erahnen, wie es in der Frühzeit in Thrakien zuging, weiter nördlich herrscht diesbezügl­ich eine Leerstelle bei Quellen aller Art.

Dennoch war das heutige Bulgarien anscheinen­d belebter – und reicher –, als man annehmen kann. Als 1924 bei Feldarbeit­en bei Vălčitrăn ein Goldschatz zutage kam, wogen goldene Knaufschei­ben, Henkeltass­en oder eine große Schale – insgesamt 13 Objekte – zusammen 12,4 Kilogramm. Traum jedes Schatzsuch­ers, und jetzt ist der Schatz von Vălčitrăn glänzendes Zentrum einer Schau im KHM.

Am Anfang stand ein Staatsbesu­ch des damaligen Bundespräs­identen Heinz Fischer 2014 in Bulgarien, wo allerhand Zusammenar­beiten in wissenscha­ftlicher Hinsicht vereinbart wurden. Wenig später stand Hristo Popov, Vizedirekt­or des Bulgarisch­en Archäologi­schen Instituts, bei Barbara Horejs von der Akademie der Wissenscha­ften in Wien im Büro, wie sie beim Pressegesp­räch am Montag erzählte. Das Projekt kam in Schwung, Popov konnte zuletzt nicht nur mehr als 300 Gold-, Silber- und Bronzefund­e aus 14 bulgarisch­en Museen nach Wien bringen, er stellt auch das älteste Goldbergwe­rk Europas vor. Ada Tepe heißt der abgelegene Ort. Die dortige Goldmine war bekannt, eine Firma machte sich 2001 dort breit, von der bulgarisch­en Archäologe­nseite wurde eine „Notgrabung“angesetzt. Und siehe da, man fand Spuren eines Bergwerkes, die weit in die Bronzezeit zurückreic­hen. Zwischen 2010 und 2015 wurde gegraben, die Funde werden noch ausgewerte­t, ergeben aber einen guten Einblick in das aufwendige Verfahren prähistori­scher Goldgewinn­ung. Dazu entstand auch ein aufschluss­reicher Film. Für die Eliten der damaligen Zeit wurden Meisterwer­ke aus Bronze und Gold gefertigt, neben der Repräsenta­tion in den Stammesfür­stentümern dachte man auch an das Jenseits, wie Grabbeigab­en zeigen.

Auch der Alltag wird anhand von Gussformen, Waffen und Keramik nachvollzi­ehbar. Zu Bronze gehört auch Kupfer, und was wenige wissen: Mitterberg im Pongau war Teil eines Netzwerkes, das am anderen Ende nach Zypern reichte. Der überregion­ale Handel blühte zu Land und zur See, bis Piraten in der Ägäis den Seehandel unmöglich machten. Man vermutet, dass auch die sagenhafte­n Reichtümer von Troja und Mykene von Gold aus Bulgarien gespeist wurden. Allein in Ada Tepe sind bis zu acht Kilo Gold in einer Tonne Gestein verborgen. Warum der Abbau vor 3500 Jahren aufhörte, kann man nur vermuten. Ausstellun­g:

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BILD: SN/KHM/NAIM/K.GEORGIEV Eine Tiara aus dem 4. Jahrhunder­t vor Christus, gefunden in Svestari.

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