Die geheimnisvolle Exotik der verbotenen Talismane
In der Heimat der iranischen Künstlerin Maryam Mohammadi sind sie offiziell verboten, wohl aber weit verbreitet und in Teilen der Bevölkerung sehr begehrt: Talismane. Wahrsagerinnen drücken sie einem in die Hand, wenn es etwa zwischenmenschliche Probleme gibt. Die seit 2009 in Graz lebende Fotografin Mohammadi hat sich nun dieses von Aberglauben und und Volksmagie geprägten Themas angenommen. Zum Auftakt der „Part of the game“-Reihe zeigt sie in der Kunsthalle Graz großformatige Nachstellungen der einschlägigen Motive mit realen Personen.
Die aus Teheran stammende Künstlerin arbeitet meist in den Themenfeldern Geschlecht, Sozialisation und Migration. „Der Talisman ist eine symbolische Reflexion der Rolle der Frauen in der Gesellschaft“, sagt Mohammadi, die in ihrer Heimat Fotografie und Kunstgeschichte unterrichtet hat. Was sie an den sehr kleinen, handlichen und mit Sprüchen versehenen Metall-Talismanen interessiert, ist vor allem die Art und Weise der Darstellung der Frau: „Sie wollen dominante Femmes fatales sein und sind doch zugleich von der männlichen Figur abhängig, indem sie eine passive Rolle gegenüber dem männlichen Geschlecht einnehmen.“Mohammadi stellt die Szenen im Fotostudio mit Schauspielerinnen nach, sie selbst taucht auch auf einigen Fotos auf, die in ihrer starken Vergrößerung eine malerische und ob ihrer ritualisierten Strenge (und kühlen Erotik) bisweilen eine geheimnisvolle Aura verströmen. Wie eingefrorene Performances, Standbilder einer archaischen Szenerie wirken die Fotografien, die in unseren Breiten zusätzlich mit Exotismus aufgeladen sind.
Die von der Staatsreligion Islam ungeliebten Glücksbringer zielen meist auf Frauenthemen – vom Liebeskummer bis zum Kinderwunsch – ab. Die Re-Inszenierung als Kunstwerk befreit sie vom Heilsversprechen und lädt ein, sich mit Darstellungscodes zu beschäftigen. Ausstellung: