Wiener Straßenbahndieb erhielt Geldstrafe
Gerichtliches Nachspiel für „Schnapsidee“: Ex-Wiener-Linien-Mitarbeiter hatte Bim „entführt“.
Ein ehemaliger Mitarbeiter der Wiener Linien ist am Montag am Landesgericht für Strafsachen rechtskräftig zu einer Geldstrafe von 960 Euro – im Nichteinbringungsfall 120 Tage Ersatzfreiheitsstrafe – verurteilt worden. Der 36-Jährige hatte am 20. Jänner dieses Jahres in WienLiesing eine Straßenbahn „entführt“.
Es war 8.00 Uhr, als eine Garnitur der Linie 60 an der Endstation Rodaun eintraf. Gemeinsam mit anderen Fahrgästen verließ der 36-Jährige die Bim, der in der vorangegangenen Nacht seinen Geburtstag gebührend „nachgefeiert“hatte – mit reichlich Bier („Natürlich großen!“), einigen Caipirinhas „und ein paar Nussschnapserln zwischendurch“, wie er Richter Roman Palmstingl informierte. Als der 36-Jährige bemerkte, dass der Straßenbahnfahrer ebenfalls ausstieg und sich in einen nahe gelegenen Aufenthaltsraum begab, setzte der Mann seinen Heimweg nicht fort. Vielmehr kaperte er die vorschriftsmäßig abgestellte Straßenbahn und fuhr mit dieser zwei Stationen weit, während sich der Fahrer auf der Toilette erleichterte.
Das Ganze war nur möglich, weil der Angeklagte von 2009 bis 2014 selbst als Straßenbahnfahrer gearbeitet hatte und noch einen Aktivierungsschlüssel besaß, den er – zumindest seiner Darstellung zufolge – zufällig dabeihatte. Damit öffnete er die versperrte Garnitur, danach die Fahrertür und setzte schließlich die Bim in Betrieb: „Ich verantworte das. Wie ich auf diese Blödheit gekommen bin, frag ich mich selber.“Er sei damals „ziemlich durch den Wind gewesen“. Seinen Angaben nach litt der Mann nämlich unter heftigen Zahnschmerzen. Um diese zu dämpfen, habe er „ein Pulverl“genommen, aber leider das falsche erwischt: „Ich hab die Pulver verwechselt.“So sei er „enthemmt“worden.
Allerdings: Als sich eine auf die Bim wartende Frau näherte („Die war schon ganz hektisch“) und partout zusteigen wollte, habe er eine – durchaus seriöse – Durchsage gemacht: „Sonderzug, bitte nicht einsteigen!“