Und ewig lockt Sibirien
Die OMV bindet sich noch stärker an den russischen Öl- und Gasriesen Gazprom. Für 1,75 Mrd. Euro kauft sie sich zu knapp einem Viertel in ein Gasfeld in Westsibirien ein.
„Russland wird neben Libyen zur zweiten Kernregion der OMV.“ Rainer Seele, OMV-Chef
Kosten runter, raus aus nicht lukrativen Geschäften, dafür tiefer hinein in die Suche nach Öl und Gas – die Strategie, die Rainer Seele der OMV verpasst hat, zieht die nächste Großinvestition nach sich. 1,75 Mrd. Euro gibt der Öl- und Gaskonzern für den Kauf eines 24,99-ProzentAnteils am Gasfeld Juschno Russkoje im Westen von Sibirien aus und definiert Russland neben Libyen damit endgültig als „zweite Kernregion“der OMV, wie Seele am Montag vor Journalisten sagte.
Hinter ihm lag ein „arbeitsintensives Wochenende, an dem zwei gewinnbringende Geschäfte“über die Bühne gingen. Nachdem die OMV am späten Freitagabend bekannt gab, den türkischen Tankstellenbetreiber Petrol Ofisi zu 100 Prozent an den niederländischen Rohstoffhändler Vitol verkauft zu haben, folgte am Sonntagabend die Nachricht über einen weiteren Schritt nach Russland. Die OMV beteiligt sich dort an einem der größten Gasfelder des Landes, in Juschno Russkoje werden pro Jahr 25 Mrd. Kubikmeter Gas aus der Erde geholt, die Lizenz läuft noch bis zum Jahr 2043.
Verkäufer ist der deutsche Kraftwerksbetreiber Uniper, der aus der Spaltung des Energiekonzerns Eon hervorgegangen ist und sich aus der Gasförderung zurückzieht. Am Gasfeld Juschno Russkoje hält Wintershall einen gleich großen Anteil wie die OMV, die Mehrheit liegt bei Gazprom, an die auch das geförderte Gas verkauft wird. Die OMV verstärkt damit ihre Kooperation mit dem russischen Energieriesen. Mit dem plant die OMV bekanntlich einen Tausch von Vermögenswerten. Für 24,98 Prozent an zwei Blöcken des Urengoi-Gasfelds soll die Gazprom 38,5 Prozent der Anteile an der OMV Norge erhalten.
Im Gegensatz zu Urengoi wird in Juschno Russkoje bereits seit 2007 Gas gefördert, die Produktion der OMV erhöhe sich mit der Transaktion um 100.000 Fass Öläquivalent (boe) pro Tag. Und das zu Kosten, die weniger als zwei Dollar pro boe betragen. Das schlage sich auch in vergleichsweise geringen Investitionen von durchschnittlich 20 Mill. Dollar pro Jahr (bis 2043) nieder, sagt der für Exploration zuständige OMV-Vorstand Johann Pleininger. Mit dem Einstieg in Juschno Russkoje erhöhe die OMV ihre Gasproduktion mit einem Schlag um ein Drittel auf 400.00 boe pro Tag.
Das Engagement in Russland soll auch für die Aktionäre ein lukratives Geschäft sein, Seele erwartet aus dem (rückwirkend per 1. Jänner 2017 wirksamen) Deal eine jährliche Dividende von 200 Mill. Euro.
Dass sich die OMV so stark nach Russland orientiert, trägt ihr immer wieder auch Kritik ein. Diese Engagements der OMV „sichern den Erdgasfluss nach Europa“, sagte Seele. Die jährliche Kapazität in Juschno Russkoje entspreche dem dreifachen Jahresbedarf an Gas, das Österreich benötige. Zudem werde damit auch das Projekt der Pipeline Nord Stream II gestärkt. In welcher Form die OMV sich am zehn Mrd. Euro teuren Bau einer Pipeline von Russland in den Westen beteilige, sei noch offen. Der ursprüngliche Plan, mit zehn Prozent als Aktionär dabei zu sein, musste wegen Widerständen Polens verworfen werden.