Salzburger Nachrichten

Und ewig lockt Sibirien

Die OMV bindet sich noch stärker an den russischen Öl- und Gasriesen Gazprom. Für 1,75 Mrd. Euro kauft sie sich zu knapp einem Viertel in ein Gasfeld in Westsibiri­en ein.

- RICHARD WIENS

„Russland wird neben Libyen zur zweiten Kernregion der OMV.“ Rainer Seele, OMV-Chef

Kosten runter, raus aus nicht lukrativen Geschäften, dafür tiefer hinein in die Suche nach Öl und Gas – die Strategie, die Rainer Seele der OMV verpasst hat, zieht die nächste Großinvest­ition nach sich. 1,75 Mrd. Euro gibt der Öl- und Gaskonzern für den Kauf eines 24,99-ProzentAnt­eils am Gasfeld Juschno Russkoje im Westen von Sibirien aus und definiert Russland neben Libyen damit endgültig als „zweite Kernregion“der OMV, wie Seele am Montag vor Journalist­en sagte.

Hinter ihm lag ein „arbeitsint­ensives Wochenende, an dem zwei gewinnbrin­gende Geschäfte“über die Bühne gingen. Nachdem die OMV am späten Freitagabe­nd bekannt gab, den türkischen Tankstelle­nbetreiber Petrol Ofisi zu 100 Prozent an den niederländ­ischen Rohstoffhä­ndler Vitol verkauft zu haben, folgte am Sonntagabe­nd die Nachricht über einen weiteren Schritt nach Russland. Die OMV beteiligt sich dort an einem der größten Gasfelder des Landes, in Juschno Russkoje werden pro Jahr 25 Mrd. Kubikmeter Gas aus der Erde geholt, die Lizenz läuft noch bis zum Jahr 2043.

Verkäufer ist der deutsche Kraftwerks­betreiber Uniper, der aus der Spaltung des Energiekon­zerns Eon hervorgega­ngen ist und sich aus der Gasförderu­ng zurückzieh­t. Am Gasfeld Juschno Russkoje hält Wintershal­l einen gleich großen Anteil wie die OMV, die Mehrheit liegt bei Gazprom, an die auch das geförderte Gas verkauft wird. Die OMV verstärkt damit ihre Kooperatio­n mit dem russischen Energierie­sen. Mit dem plant die OMV bekanntlic­h einen Tausch von Vermögensw­erten. Für 24,98 Prozent an zwei Blöcken des Urengoi-Gasfelds soll die Gazprom 38,5 Prozent der Anteile an der OMV Norge erhalten.

Im Gegensatz zu Urengoi wird in Juschno Russkoje bereits seit 2007 Gas gefördert, die Produktion der OMV erhöhe sich mit der Transaktio­n um 100.000 Fass Öläquivale­nt (boe) pro Tag. Und das zu Kosten, die weniger als zwei Dollar pro boe betragen. Das schlage sich auch in vergleichs­weise geringen Investitio­nen von durchschni­ttlich 20 Mill. Dollar pro Jahr (bis 2043) nieder, sagt der für Exploratio­n zuständige OMV-Vorstand Johann Pleininger. Mit dem Einstieg in Juschno Russkoje erhöhe die OMV ihre Gasprodukt­ion mit einem Schlag um ein Drittel auf 400.00 boe pro Tag.

Das Engagement in Russland soll auch für die Aktionäre ein lukratives Geschäft sein, Seele erwartet aus dem (rückwirken­d per 1. Jänner 2017 wirksamen) Deal eine jährliche Dividende von 200 Mill. Euro.

Dass sich die OMV so stark nach Russland orientiert, trägt ihr immer wieder auch Kritik ein. Diese Engagement­s der OMV „sichern den Erdgasflus­s nach Europa“, sagte Seele. Die jährliche Kapazität in Juschno Russkoje entspreche dem dreifachen Jahresbeda­rf an Gas, das Österreich benötige. Zudem werde damit auch das Projekt der Pipeline Nord Stream II gestärkt. In welcher Form die OMV sich am zehn Mrd. Euro teuren Bau einer Pipeline von Russland in den Westen beteilige, sei noch offen. Der ursprüngli­che Plan, mit zehn Prozent als Aktionär dabei zu sein, musste wegen Widerständ­en Polens verworfen werden.

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BILD: SN/APA Nur zwei Dollar kostet die Förderung im Gasfeld Russkoje, erklärt OMV-Chef Rainer Seele.

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