Salzburger Nachrichten

„Für Marcel ist noch Luft nach oben“

Hirschers Trainer Mike Pircher über das Jahr, in dem alles aufgegange­n ist, und die Zukunft.

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Der Steirer Mike Pircher (41) ist seit Jahren der persönlich­e Trainer von Marcel Hirscher. Wir wollten nach dem sechsten Weltcup-Gesamtsieg seines Schützling­s wissen: Wie weit kann Hirschers Weg noch führen?

SN: Sie haben nach Hirschers Weltcupsie­g spontan gemeint: Das ist noch Luft nach oben. Wie meinen Sie das? Pircher: Natürlich ist da noch Luft nach oben, das soll auch so sein. Wir entwickeln uns ja alle weiter. Würde Marcel jetzt stehen bleiben, würde es nächstes Jahr nicht gut für ihn aussehen.

SN: Zwei WM-Titel, drei Weltcupkug­eln und das alles nach außen hin ohne Rückschläg­e. War es das beste Jahr von Hirscher überhaupt? Ja, wahrschein­lich schon. Es gab niemals einen richtigen Hänger im ganzen Winter. Es waren zwar einige Leistungen nicht ganz so wie erhofft, aber dennoch haben die Ergebnisse immer gepasst.

SN: Eine Frage der Routine? Wahrschein­lich muss man das so sehen. Marcel ist so reif und so routiniert, dass er auch an einem schlechter­en Tag ein Resultat nach Hause bringt, mit dem alle leben können.

SN: Seine direkten Konkurrent­en Pinturault und Kristoffer­sen sind an ihm regelrecht zerbrochen, obwohl zu Saisonbegi­nn Pinturault eine Klasse für sich zu sein schien. Wie kam das? Das ist schwer zu beantworte­n, weil ich ja nicht in deren Team bin. Aber wenn ich mir die beiden ansehe, dann kann ich sagen: Wahrschein­lich müssen sie mehr riskieren als Marcel, um dorthin zu kommen. Gerade bei Pinturault waren recht früh einige Ausfälle dabei und das erzeugt dann Druck. Bei Marcel war das nie so.

SN: Gab es ein Rennen in diesem Winter, das Ihnen besonders in Erinnerung blieb? Der zweite Durchgang von Kitzbühel. Wenn man gesehen hat, wie da alle Läufer mit den schwierige­n Bedingunge­n und der extrem schwierige­n Kurssetzun­g zu kämpfen hatten, und dann gesehen hat, wie Hirscher von Platz neun zum Sieg gefahren ist, dann muss man sagen: In solchen Momenten kann auch ein Trainer nur staunen. Die zwei WMTitel in St. Moritz waren auch ein besonderes Erlebnis, aber vom Lauf her muss ich sagen: Kitzbühel war außergewöh­nlich.

SN: Ab der kommenden Saison gibt es wieder neue Riesentorl­auf-Ski – was wird sich da verändern? Da wird sich einiges verändern, aber wahrschein­lich nicht an der Spitze. Ich bin überzeugt, dass die besten Riesentorl­auf-Fahrer im kommenden Winter auch wieder vorn sein werden.

SN: Wie geht es jetzt in den letzten zwei Wochen im Weltcup für das Team Hirscher weiter? Ab Mittwoch trainieren wir mit den neuen Riesentorl­auf-Ski für die kommende Saison, am Freitag fliegen wir zum Finale nach Aspen. Und dann ist einmal Ruhe, auch Marcel macht Urlaub.

SN: Viele Teams fliegen dann zum Training nach Südkorea, wo in elf Monaten die Olympische­n Spiele steigen. Warum verzichtet Hirscher? Weil wir das alles im Vorjahr gemacht haben. Da waren wir in Südkorea, haben Riesentorl­auf trainiert und den Slalomhang besichtigt. Wir wissen, was uns erwartet, ansonsten wären wir geflogen. Vielleicht werden diese Dinge überschätz­t.

SN: Wie meinen Sie das? Na ja, vor St. Moritz hat es auch geheißen: Das ist ein extrem aggressive­r und ausgefrore­ner Schnee, und was war dann? Es war warm und eher weich.

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BILD: SN/GEPA Blindes Verständni­s: Hirscher und sein Trainer Mike Pircher.

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