Salzburger Nachrichten

Antibiotik­a verlieren ihre heilende Wirkung

Resistente Bakterien wurden jetzt sogar in der Donau gefunden. Gefahr für kranke Menschen.

- SN, APA

GRAZ. Der Einsatz von Antibiotik­a für Mensch und Tier führt über die Ausscheidu­ngen und das Abwassersy­stem auch zu einem ansteigend­en Eintrag in Boden und Gewässer. Auch antibiotik­aresistent­e Bakterien werden so in die Umwelt getragen und möglicherw­eise verbreitet. Mittlerwei­le sind sie so häufig, dass sie auch in der Donau gefunden werden können, wie Forscher der MedUni Graz nachgewies­en haben.

Die Forscher vom Institut für Hygiene, Mikrobiolo­gie und Umweltmedi­zin der Medizinisc­hen Universitä­t Graz haben Wasserprob­en aus der Donau analysiert, und zwar speziell auf das Vorkommen zweier Bakteriena­rten, die üblicherwe­ise im Darm zu finden sind. Es wurde auch nach Resistenze­n und Multiresis­tenzen gegen Antibiotik­a gesucht. „Eine Besiedlung mit diesen Darmbakter­ien ist für Gesunde in den meisten Fällen ungefährli­ch und verursacht keine Symptome. Für Kranke oder immunschwa­che Menschen können sie aber zur Gefahr werden. Wenn sie Resistenze­n gegen Antibiotik­a entwickeln, werden diese wirkungslo­s“, erläuterte Gernot Zarfel. „Bei den Wasserprob­en mit Escherichi­a coli konnten wir nachweisen, dass über ein Drittel der E. coli zumindest eine Antibiotik­aresistenz aufweisen.“

Die Ergebnisse seines Teams wurden im Fachjourna­l „Plos One“veröffentl­icht. Bei zehn Prozent wurden Multire- sistenzen entdeckt. In solchen Fällen blieben mehrere der 21 getesteten Antibiotik­a ohne heilende Wirkung. Die Werte seien für den gesamten Verlauf der Donau gültig.

Unter den gefundenen Klebsiella­Keimen, die ebenso häufig im Darm und später in den Ausscheidu­ngen von Menschen und Tieren zu finden sind, wiesen 15 Prozent eine Resistenz gegen zumindest ein Antibiotik­um auf. Zwei bis drei Prozent waren laut Zarfel bereits multiresis­tent. Im Vergleich mit anderen Studien in der Schweiz und Frankreich oder auch Indien, China oder Nigeria sei die Resistenzz­ahl geringer, aber dennoch manifest, erläuterte Zarfel.

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