Salzburger Nachrichten

Erdo˘gan hat in der EU nichts zu suchen

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Die Absicht des türkischen Präsidente­n, in EU-Ländern auf Wahlwerbun­g zu gehen, ist eine grenzenlos­e Anmaßung. Wenn Europa schon für die Demokratie steht, dann ist das wohl nicht zu begreifen, Wahlwerbun­g zu erlauben, die jetzt schon sehr große Defizite demokratis­cher Werte praktizier­t. Europa setzt sich der Lächerlich­keit aus, wenn man nur bedenkt, wie die Pressefrei­heit oder wie Christen in deren Ausübung ihres Glaubens behindert werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Welt einen Fall gibt, in dem ein Staat eine Wahlwerbun­g eines ausländisc­hen Politikers zugelassen hätte. Allein dieses Ansinnen Erdoğans ist außerhalb politische­r Etikette unter zivilisier­ten Staaten. Man kann sich vorstellen, wie viele Türken sich gezwungen fühlen, solchen Auftritten beizuwohne­n, obwohl sie damit nichts zu tun haben möchten. Ich erkenne auch die Gefahr, dass viele Gemäßigte hier einer Radikalisi­erung zugeführt werden, die total fehl am Platz ist. Ich war viele Jahre im Ausland und es waren viele Nationen dort anwesend, aber das hat es nie gegeben, dass ein Vertreter eines anderen Staates seinen ausgewande­rten Bürgern eine politische Veranstalt­ung gemacht hätte.

Das Ansinnen wäre schon ein politische­r Fauxpas gewesen. Im Falle Erdoğans geht es um eine parteipoli­tische Veranstalt­ung, die der schmachten­den Opposition in der Türkei nicht helfen wird. Das wäre wohl eine Bankrotter­klärung der eigenen staatspoli­tischen Kultur, wenn dieser Versuch nicht konsequent abgelehnt wird. Peter P. Hauser 5110 Oberndorf

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