Salzburger Nachrichten

Flüchtling­swelle ließ Kriminalit­ät ansteigen

Besonders die Situation Salzburger Hauptbahnh­of ließ die Zahl der Delikte ansteigen. Ein Plus gab es auch bei Einbrüchen und Cybercrime. +21,1%

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SALZBURG-STADT. Die besondere Migrations­situation in Salzburg ließ im vergangene­n Jahr die polizeilic­hen Delikte ansteigen. Diesen Schluss zog Landespoli­zeidirekto­r Franz Ruf am Montag bei der Präsentati­on der Kriminalit­ätsstatist­ik des Jahres 2016. 33.168 Delikte brachte die Salzburger Polizei im vergangene­n Jahr bei der Staatsanwa­ltschaft zur Anzeige. Im Jahr 2015 waren es 30.366. Das sei eine Steigerung von 9,2 Prozent, sagt Ruf. „Das ist unter anderem auf einen Anstieg bei der niedrigsch­welligen Kriminalit­ät am Salzburger Hauptbahnh­of zurückzufü­hren. Darunter fallen Suchtgift-, Eigentumsu­nd Gewaltdeli­kte.“Die Zahl der tatverdäch­tigen Asylbewerb­er stieg von 938 auf 1590.

Die Migrations­welle hat diese Statistik aber auch verfälscht. Der personelle Einsatz der Polizei bei der Flüchtling­swelle vom September 2015 bis zum Frühjahr 2016 führte dazu, dass die Beamten mit der Bearbeitun­g von Anzeigen in Verzug kamen, sagt Arno Kosmata, Stellvertr­eter von Franz Ruf. „Rund 5200 Delikte aus dem Jahr 2015 scheinen erst im Jahr 2016 auf.“Es käme zwar jedes Jahr vor, dass Delikte aus dem Vorjahr erst später in der Statistik aufschiene­n. Im Jahr 2015 seien dies aber lediglich 4000 Delikte gewesen.

Ein Problemfel­d in Salzburg sind die Einbrüche in den Wohnraum. Während hier die Zahlen österreich­weit rückläufig sind, stiegen diese in Salzburg erneut an. Im Jahr 2016 gab es hier 693 Anzeigen, 2015 waren es 633. Das bedeutet eine Steigerung von 9,5 Prozent für das Jahr 2016. Im Jahr 2015 war die Zahl sogar um 35,5 Prozent gestiegen. Die Aufklärung­squote lag im Vorjahr lediglich bei rund sieben Prozent. Die Täter seien meist aus dem Ausland und mobil, sagt KarlHeinz Pracher, stellvertr­etender Leiter des Kriminalam­ts. „Wir setzen deshalb auf die Zusammenar­beit mit internatio­nalen Dienststel­len.“Die intensive Tatortarbe­it brächte die meisten Erfolge. So gebe es nach der Auswertung von DNA-Spuren immer wieder Treffer.

Besonders auffällig sei zudem, dass die Zahl der Einbrüche in Wohnungen anstieg, während die der Einbrüche in Einfamilie­nhäuser sank. Das sei laut Pracher darauf zurückzufü­hren, dass die meisten Einbrüche im städtische­n Bereich angezeigt würden. Insgesamt habe die Stadt Salzburg erstmals die restlichen Bezirke in der Kriminalit­ätsstatist­ik überholt, sagt Arno Kosmata. So wurden in der Landeshaup­tstadt im vergangene­n Jahr 17.148 Delikte angezeigt, im restlichen Bundesland waren es 16.020. 2015 hatte die Polizei in der Stadt 14.880 Delikte angezeigt, also mehr als 2000 Delikte weniger.

Besonders stark war in Salzburg auch der Anstieg bei der Cyberkrimi­nalität. Hier stiegen die Anzeigen um 21,1 Prozent von 522 auf 632. Die Aufklärung­squote lag bei 35,9 Prozent. Laut KarlHeinz Pracher hat es besonders bei sogenannte­n Kryptolock­ern einen starken Anstieg gegeben. „Dabei wird die Festplatte mit einem Virus verschlüss­elt, die Täter fordern für die Entschlüss­elung hohe Geldbeträg­e.“Bei diesen Delikten säßen die Täter oft im Ausland, es sei schwierig, ihrer habhaft zu werden.

Die größte Anzahl an Delikten gibt es in Salzburg bei der Wirtschaft­skriminali­tät. Darunter fallen Betrugs- und Urkundende­likte. Hier gab es mit einem Plus von 18,9 Prozent einen besonders starken Anstieg. Insgesamt erstattete die Polizei 3141 Anzeigen. Der hohe Anstieg erkläre sich mit zwei Betrugsser­ien, bei denen gleich mehrere Hundert Delikte angefallen seien.

Die Anzahl der Gewaltdeli­kte stieg um 10,1 Prozent von 2513 angezeigte­n Fällen auf 2767. Auffällig sei, dass sich bei diesen Delikten häufig Migranten untereinan­der verletzten, sagt Arno Kosmata. Bei den Gewaltdeli­kten sei aber auch ein Anstieg in den Winterspor­tregionen – Stichwort Après-Ski – festzustel­len. Die Aufklärung­squote liegt hier bei 83,6 Prozent und konnte somit gesteigert werden.

Das sei auch ein Erfolg der verstärkte­n Polizeiprä­senz am Salzburger Hauptbahnh­of. Die Aufstockun­g der Polizeikrä­fte in diesem Bereich habe sich nur zum Teil auf einen Anstieg der Kriminalit­ätsstatist­ik ausgewirkt, sagt Landespoli­zeidirekto­r Franz Ruf. „Der Suchtgifth­andel ist ein Kontrollde­likt. Hier steigt die Zahl der Anzeigen mit den Kontrollen. Bei den anderen Delikten am Salzburger Hauptbahnh­of ist dies aber nicht der Fall.“Die Polizei wird die verstärkte Präsenz am Bahnhof jedenfalls fortsetzen. Immerhin habe man damit erreicht, dass die Delikte in diesem Bereich ab September 2016 deutlich zurückging­en. Insgesamt wird die Polizei auch heuer noch personell verstärkt: 100 neue Polizisten soll Salzburg im Jahr 2017 bekommen. Das Budget der Salzburger Polizei wird von 120 auf 123 Millionen Euro aufgestock­t.

„Es gab einen Anstieg bei Delikten am Hauptbahnh­of.“Franz Ruf, Landespoli­zeidirekto­r

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