Was zuverlässig gegen Zecken hilft
Dass ihre Lieblinge vor Parasiten geschützt werden müssen, daran zweifeln Tierbesitzer nicht. Für Diskussionsstoff hingegen sorgt die Wahl der Mittel.
SALZBURG. Mit den Zecken ist es wie mit einigen Menschen: Bei Sonnenschein und Temperaturen ab zehn Grad erwachen ihre Lebensgeister. Während die Menschen wie am vergangenen Wochenende erste ausgiebige Spaziergänge unternehmen, starten Zecken nach einem Winter am Boden mit Klettertouren. Sie krabbeln Pflanzenstängel bis auf eine Höhe von 80 Zentimetern hinauf und lauern auf Opfer. Kommt beispielsweise ein Hund des Weges, lässt sich die Zecke abstreifen und mitschleppen. Dann beißt sie sich fest, saugt Blut und kann Krankheiten übertragen.
Der Schutz vor Hautparasiten gehört zu den Grundpfeilern der Gesunderhaltung eines Tieres, dennoch werden vor allem in Onlineforen Schreckensmeldungen verbreitet. Es gibt FacebookGruppen mit 3000 Mitgliedern, die sich nur über die vermeintlichen Gefahren der Parasitenbekämpfung unterhalten. Hier werden teils an den Haaren herbeigezogene Zusammenhänge hergestellt. Ein Milztumor bei einem Hund kann nicht durch die vier Tage vorher verabreichte Zeckentinktur entstanden sein. Medikamente werden geächtet, stattdessen Kokosfett, Essigwasser, Zitronensaft, Knoblauch oder Teebaumöl als Schutzmittel gefeiert. Also: Was ist dran an der Wirksamkeit dieser Mittel? Europaweit haben sich führende Parasitologen zur Organisation ESCCAP zusammengeschlossen, die Schweizer Parasitologin Manuela Schnyder gehört dazu. Sie sagt: „Über den Nutzen biologischer Antiparasitika ist wissenschaftlich nicht viel bekannt. Deshalb lassen sich einzelne Therapieerfolge weder gänzlich ausschließen noch seriös bestätigen.“Anders bei Präparaten vom Tierarzt. „Sie sind zugelassen, weil wir wissen, dass sie standardisiert auf Wirksamkeit und Unschädlichkeit geprüft wurden.“Das bedeutet nicht, dass es keine Nebenwirkungen gibt. Selten können beispielsweise Hautreizungen bei Mitteln zum Auftropfen oder leichte Magen-DarmVerstimmungen bei Tabletten auftreten. Und: Die wirksamen Medikamente gehören in die Gruppe insektentötender Präparate. Bei den Krabbeltieren greifen sie meist das Nervensystem an. Das irritiert viele Tierbesitzer. Schnyder: „Das perfekte, nachhaltig wirksame und vollkommen nebenwirkungsfreie Mittel gibt es leider nicht.“Deshalb gilt selbst in höchsten Expertenkreisen der Grundsatz: Von den wirksamen Medikamenten so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Der Tierarzt kann das individuelle Risiko, dem das Haustier ausgesetzt ist, abschätzen und die Dosis anpassen. Übrigens: Auch biologische Mittel sind nicht automatisch frei von Nebenwirkungen. Wer beispielsweise Teebaumöl einsetzt, kann unter Umständen eine allergische Reaktion hervorrufen, die dem Vierbeiner schwer zu schaffen macht.