Starke Gründe für das Integrationsjahr
Zuwanderer kommen auf dem Arbeitsmarkt schwer unter. Die Sache ist aber nicht hoffnungslos, wenn man nachhilft.
Das Integrationspaket hat der Regierung sehr viel Kritik eingetragen. Maßnahmen, wie das Burkaverbot und die Streichung der Grundversorgung für abgewiesene Flüchtlinge gehen nicht zuletzt Sozialdemokraten zu weit. Diese Fokussierung auf zwei, drei Themen mag zum Leidwesen von Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) und der ebenfalls involvierten Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) sein, ist aber überhaupt nicht ganz gerecht. Kaum noch wahrgenommen wird daneben nämlich etwas ganz Wesentliches: das ebenfalls geplante Integrationsjahr für Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte und Asylbewerber mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit. Das ist quasi ein rotweiß-rotes Einschulungsprogramm, das vor allem ordentliche Deutschkenntnisse und einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zum Ziel hat.
Das ist sehr, sehr vernünftig. Wer daran zweifelt, möge einen Blick in eine Sonderauswertung der „Abgestimmten Erwerbsstatistik 2014“werfen, die von der Statistik Austria soeben veröffentlicht wurde. Das sollte eine überzeugende Wirkung haben.
Zunächst sind die Daten ernüchternd, wenn nicht gar frustrierend: Unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Alpenrepublik ist nur eine Minderheit der Zuwanderer erwerbstätig. In den ersten vier Jahren ist es mit 49,9 Prozent nicht einmal die Hälfte. Und dabei sind die vielen Kinder und wenigen Greise, die mitgekommen sind, ohnehin schon ausgeklammert. Berücksichtigt sind nur 15- bis 64-Jährige.
Auffallend ist im Übrigen, dass es enorme Unterschiede nach Herkunft und Geschlecht gibt. Bei Nichteuropäern hat anfangs nur ein Viertel einen Job. Bei Türken sind es zwar 50,4 Prozent der Männer, aber gerade einmal 24 Prozent der Frauen.
Wie bereits angedeutet, gibt es jedoch einen Lichtblick: Mit der Zeit verbessern sich die Verhältnisse. Nach zehn und mehr Jahren Auf- enthalt kommt die Erwerbstätigenquote der Zuwanderer einigermaßen an die der Gesamtbevölkerung heran (70,3 Prozent): Bei all jenen, die dann noch eine ausländische Staatsbürgerschaft haben, beläuft sie sich auf 63,2 Prozent. Und bei denen, die Österreicher geworden sind, handelt es sich um 67,4 Prozent. Das ist schon ein recht hoher Wert.
Die Erklärung dafür ist eine Bestätigung für Maßnahmen, die im Integrationsjahr vorgesehen sind. Dass Neoösterreicher am besten auf dem Arbeitsmarkt unterkommen, hat nämlich einen einfachen Grund: Sie müssen, um die Staatsbürgerschaft zu erlangen, vor allem einmal Deutsch können. Und das ist neben sonstiger Bildung und einem aufgeklärten Gesellschaftsbild, wonach selbstverständlich auch Frauen erwerbstätig sind, ein entscheidender Schlüssel für eine erfolgreiche Integration.