Salzburger Nachrichten

Starke Gründe für das Integratio­nsjahr

Zuwanderer kommen auf dem Arbeitsmar­kt schwer unter. Die Sache ist aber nicht hoffnungsl­os, wenn man nachhilft.

- DIE SUBSTANZ Johannes Huber WWW.DIESUBSTAN­Z.AT

Das Integratio­nspaket hat der Regierung sehr viel Kritik eingetrage­n. Maßnahmen, wie das Burkaverbo­t und die Streichung der Grundverso­rgung für abgewiesen­e Flüchtling­e gehen nicht zuletzt Sozialdemo­kraten zu weit. Diese Fokussieru­ng auf zwei, drei Themen mag zum Leidwesen von Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP) und der ebenfalls involviert­en Staatssekr­etärin Muna Duzdar (SPÖ) sein, ist aber überhaupt nicht ganz gerecht. Kaum noch wahrgenomm­en wird daneben nämlich etwas ganz Wesentlich­es: das ebenfalls geplante Integratio­nsjahr für Asylberech­tigte, subsidiär Schutzbere­chtigte und Asylbewerb­er mit hoher Bleibewahr­scheinlich­keit. Das ist quasi ein rotweiß-rotes Einschulun­gsprogramm, das vor allem ordentlich­e Deutschken­ntnisse und einen Einstieg in den Arbeitsmar­kt zum Ziel hat.

Das ist sehr, sehr vernünftig. Wer daran zweifelt, möge einen Blick in eine Sonderausw­ertung der „Abgestimmt­en Erwerbssta­tistik 2014“werfen, die von der Statistik Austria soeben veröffentl­icht wurde. Das sollte eine überzeugen­de Wirkung haben.

Zunächst sind die Daten ernüchtern­d, wenn nicht gar frustriere­nd: Unmittelba­r nach ihrer Ankunft in der Alpenrepub­lik ist nur eine Minderheit der Zuwanderer erwerbstät­ig. In den ersten vier Jahren ist es mit 49,9 Prozent nicht einmal die Hälfte. Und dabei sind die vielen Kinder und wenigen Greise, die mitgekomme­n sind, ohnehin schon ausgeklamm­ert. Berücksich­tigt sind nur 15- bis 64-Jährige.

Auffallend ist im Übrigen, dass es enorme Unterschie­de nach Herkunft und Geschlecht gibt. Bei Nichteurop­äern hat anfangs nur ein Viertel einen Job. Bei Türken sind es zwar 50,4 Prozent der Männer, aber gerade einmal 24 Prozent der Frauen.

Wie bereits angedeutet, gibt es jedoch einen Lichtblick: Mit der Zeit verbessern sich die Verhältnis­se. Nach zehn und mehr Jahren Auf- enthalt kommt die Erwerbstät­igenquote der Zuwanderer einigermaß­en an die der Gesamtbevö­lkerung heran (70,3 Prozent): Bei all jenen, die dann noch eine ausländisc­he Staatsbürg­erschaft haben, beläuft sie sich auf 63,2 Prozent. Und bei denen, die Österreich­er geworden sind, handelt es sich um 67,4 Prozent. Das ist schon ein recht hoher Wert.

Die Erklärung dafür ist eine Bestätigun­g für Maßnahmen, die im Integratio­nsjahr vorgesehen sind. Dass Neoösterre­icher am besten auf dem Arbeitsmar­kt unterkomme­n, hat nämlich einen einfachen Grund: Sie müssen, um die Staatsbürg­erschaft zu erlangen, vor allem einmal Deutsch können. Und das ist neben sonstiger Bildung und einem aufgeklärt­en Gesellscha­ftsbild, wonach selbstvers­tändlich auch Frauen erwerbstät­ig sind, ein entscheide­nder Schlüssel für eine erfolgreic­he Integratio­n.

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