Beim Donaufestival soll man sich anstecken lassen
Unvorstellbar, dass es auch ohne Erwin Pröll (ÖVP) gehen sollte. Aber bei der ersten Pressekonferenz des neuen Donaufestival-Intendanten Thomas Edlinger stand Landeshauptmann-Stellvertreterin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Donnerstag an Prölls Stelle und beschwor die „Weltoffenheit und Vielfalt“der niederösterreichischen Kulturszene. Was sich die damalige Innenministerin und „eiserne Lady“wohl dachte, als Thomas Edlinger an die Flüchtlingsströme des 2015erJahres erinnerte, an das Bild des ertrunkenen Kurdenkindes, das Ai Weiwei als Protest gegen die restriktive Asylpolitik nachstellte?
Empathie sei erforderlich, sagt Edlinger. Bloß – die kommt nicht von selbst. „Du steckst mich an“lautet das Motto seines ersten Donaufestivals. Womit? „Wir brauchen Empathie statt Soziopathie“, sagt Edlinger. Natürlich sei ihm klar, dass auch die Populisten mit ihrer Behauptung, das Ohr am Volk zu haben, Empathie benützten, andererseits sollte eben die „Mobilisierung von Empathie gesellschaftliche Spaltungen durchkreuzen und zu gemeinsamem Handeln anstiften“.
Was das alles mit dem Donaufestival zu tun hat? Mit Thomas Edlinger, FM4-Radiomacher und Autor, wird die diskursive Schiene wohl ausgebaut, es gibt in der Reihe „Theory & Talk“etwa einen Programmpunkt „Donna Haraway and Fabrizio Terranova in conversation with Thomas Edlinger“.
Aber es gibt auch sonst alles von Performances, Ausstellungen bis zu Konzerten. Wenn sich der zum Festwochen-Chef avancierte Vorgänger Edlingers, Tomas Zierhofer-Kin, eine Unzahl von Kuratoren an Bord holte, ist in Krems nur Bettina Kogler zur Stelle. Sie weist vor allem auf Doris Uhlich hin, die nackte Performer in der „nackten“Dominikanerkirche in tänzerische Bewegung setzt, und auf den Theatermacher Kris Verdonck, der sogar Empathie für Maschinen wecken kann. Die große Zahl der Mitwirkenden, die Edlinger „zwischen Absturz und Neustart“ausfindig machte, ist ein internationales Branchenverzeichnis innovativer Künstler und Kollektive, welche sogar gedrechselte, alerte Programmtexte kaum in den Griff bekommen. Die prominentesten sind die „Einstürzenden Neubauten“(1. Mai). Donaufestival. Redefining Arts. „Du steckst mich an“. Krems, verschiedene Schauplätze. 28.April bis 6. Mai.