Salzburger Nachrichten

Führt Dividende zum Streik?

Postgewerk­schafter zeigen sich über die angekündig­te Erhöhung der Dividende bei der Post erbost. Der Post-Chef hält dies für Wahlkampfg­etöse.

- Post-Chef Gerhard Pölzl. SN, APA

Die Österreich­ische Post hat trotz sinkender Erlöse operativ im Vorjahr leicht zugelegt. Beim Umsatz machte sich der Verkauf des deutschen Paketdiens­tes trans-oflex bemerkbar. Für heuer geht Post-Chef Georg Pölzl von einer stabilen Entwicklun­g aus. „Wir sind gesünder denn je“, sagte Pölzl am Donnerstag bei der Präsentati­on der Bilanz 2016 selbstbewu­sst.

Verschnupf­t reagierte allerdings die Postgewerk­schaft. Sie droht mit Kampfmaßna­hmen, wenn die angekündig­te Dividenden­steigerung nicht zurückgeno­mmen wird. „Wenn der Vorstand nicht sofort einlenkt, ist ein Arbeitskam­pf in der Post unausweich­lich“, sagte Helmut Köstinger, Chef der Postgewerk­schaft, nach Bekanntgab­e der Bilanz. Pölzl sieht die Drohung im Zusammenha­ng mit der Betriebsra­tswahl im kommenden Jahr. Und er ortet bei der Gewerkscha­ft eine Zwei-Klassen-Politik: „Wir haben ein Drittel der Belegschaf­t inzwischen im neuen Kollektivv­ertrag, die in Wahrheit nicht von der Gewerkscha­ft vertreten wird.“

Die Erhöhung der Dividende koste die Post 3,5 Millionen Euro, bei Personalko­sten von rund einer Milliarde Euro. Geht es nach Pölzl, wird die Ausschüttu­ng von 1,95 auf zwei Euro je Aktie erhöht. Im gleichen Ausmaß werde, wie in der Vergangenh­eit auch, die Mitarbeite­rprämie erhöht, versichert­e Pölzl. Für 2016 soll es 853 Euro Prämie pro Mitarbeite­r geben.

Neben der Dividenden­politik kritisiert­e Köstinger auch den stetig steigenden Arbeitsdru­ck. Hier räumte der Post-Chef ein, dass es im Jänner zu Personalen­gpässen gekommen ist – dies sei aber auf die besonders heftige Grippewell­e zurückzufü­hren. Das Vorjahr war bei der teilstaatl­ichen, börsenotie­rten Post einmal mehr vom sinkenden Brief- und steigenden Paketgesch­äft geprägt. Den deutlichen Rückgang beim Briefgesch­äft in Österreich habe man teilweise durch mehr Briefgesch­äft bei den Auslandsbe­teiligunge­n wettmachen können. Pölzl betonte, dass das steigende Paketgesch­äft zwar sehr erfreulich sei, aber man dürfe auch die Relation nicht aus dem Auge verlieren: 787 Millionen Briefen stünden 81 Millionen Pakete gegenüber.

Zurückhalt­end gab sich Pölzl zum türkischen Problemfal­l Aras Kargo, an der die Post 25 Prozent hält und weitere 50 Prozent möchte. Nachdem Mehrheitse­igentümeri­n Evrim Aras in ungewöhnli­ch harschem Ton die Post in mehreren Presseauss­endungen angegriffe­n hatte, verwies Pölzl auf das laufende Schiedsger­ichtsverfa­hren in Genf sowie weitere Gerichtsve­rfahren in der Türkei. Von der türkischen Politik werde die Post jedenfalls gut unterstütz­t, versichert­e Pölzl. Ziel sei es nun, eine Wertsicher­ung zu erreichen.

Trotz der Widrigkeit­en in der Türkei zeigte sich Pölzl mit dem Geschäft im Vorjahr zufrieden. Es sei ein gutes Jahr gewesen mit einer Ergebnisst­eigerung und einem – bereinigt um die trans-oflex – stabilen Umsatz von 1,9 Mrd. Euro (minus 0,4 Prozent). Nicht bereinigt waren es 2,03 Mrd. Euro (minus 15,5 Prozent). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (EBITDA) verringert­e sich um 8,5 Prozent auf 277 Mill. Euro. Das operative Betriebser­gebnis (EBIT) legte hingegen um 2,2 Prozent auf 202 Mill. Euro zu.

In der Division Brief, Werbepost & Filialen ging der Umsatz um 1,6 Prozent zurück. Die Division Paket & Logistik legte um 3,9 Prozent zu (exkl. trans-o-flex). Die Zahl der Mitarbeite­r verringert­e sich konzernwei­t von 23.476 auf 21.695.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ

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