Immer mehr Frauen überleben Brustkrebs
Die Früherkennung durch Vorsorgeuntersuchungen ist von großer Bedeutung. Sich ständig vor Brustkrebs zu fürchten, ist kontraproduktiv.
Bei etwa gleichbleibenden Neuerkrankungsraten geht die Mortalität durch Brustkrebs zurück. Das bedeutet, dass immer weniger Frauen in Österreich an Brustkrebs sterben. Innerhalb der vergangenen 30 Jahre betrug diese Reduktion 30 Prozent. In Zukunft wird die individuelle Behandlung immer wichtiger werden. Über neue Strategien diskutieren kommende Woche 5000 Spezialisten in Wien.
Die in internationalen Fachkreisen vor allem durch die Erstellung von Leitlinien für die Betreuung von Mammakarzinompatientinnen bekannte Veranstaltung wurde vor zwei Jahren zum ersten Mal nicht in der Schweiz, sondern im Austria Center Vienna abgehalten. An der Übersiedlung war an federführender Stelle der Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien (AKH), der Brustkrebsspezialist Michael Gnant, beteiligt.
„Auch wenn man immer wieder von jungen Frauen hört, die an Brustkrebs erkrankt sind, ist der Hauptanteil an Betroffenen in der Regel älter als 70 Jahre. Gründe sind unter anderem der westliche Lebensstil, weniger Kinder pro Frau, aber auch die Hormonüberflutung, zum Beispiel bei Wechselbeschwerden, der jedoch in den vergangenen Jahren entgegengesteuert wurde“, sagte Gnant am Donnerstag. Mit einem vorsichtigeren Umgang mit der Hormonersatztherapie bei Frauen nach dem Wechsel hat sich die Situation auf diesem Gebiet offenbar verbessert.
Aktuell können rund 80 Prozent der Patientinnen in einem frühen Erkrankungsstadium geheilt werden. Es gibt aber weiterhin mehrere Diskussionspunkte in der Fachwelt und in der breiten Öffentlichkeit in Sachen Brustkrebs. So wird beispielsweise die genetische Vorbelastung beim Mammakarzinom überschätzt: Nur etwa fünf Prozent der Brustkrebserkrankungen sind gesichert genetisch bedingt.
Durch die mediale Aufmerksamkeit für solche vorbelasteten Frauen wie Angelina Jolie steige aber die Nachfrage nach Brustentfernungen. Dies sei aber – außer bei gesichertem Vorliegen eines relevanten Brustkrebsgens – keine Vorsorge, sagte Gnant. Er ist auch Präsident der österreichischen Studiengesellschaft für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG): „Eine so radikale Operation ist immer eine körperliche und seelische Belastung, daher raten wir in den meisten Fällen davon ab. Grundsätzlich ist es leider so, dass Brustkrebs kaum zu verhindern, aber in 95 Prozent der Fälle früh erkennbar ist.“Frauen sollten in angemessener Weise an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen und sich nicht von Hysterie anstecken lassen. „Die Verweigerung der Bedeutung der Krankheit ist genauso kontraproduktiv wie zu viele Sorgen.“