Scharfe Augen suchen die Stars von morgen
Florian Karasek ist Scout bei Bayer Leverkusen. Der Ex-Profi erklärt Salzburgs Nachwuchserfolg und den „Handel“der heißesten Aktien.
SALZBURG. Mit dem Einzug ins Halbfinale der Youth League hat der FC Red Bull Salzburg einen Meilenstein im österreichischen Nachwuchsfußball gesetzt. Und dabei endgültig größte Aufmerksamkeit von europäischen Topclubs geweckt. 20 Scouts saßen beim 2:1 gegen Atlético Madrid auf der Tribüne, darunter der Salzburger Florian Karasek.
Für den Ex-Profi war dies einer von jährlich rund 300 Besuchen in den Stadien und auf den Trainingsplätzen Europas. Der 41-Jährige versucht Talente zu Bayer Leverkusen zu lotsen. Zuvor war er beim VfB Stuttgart und bei Schalke 04 tätig und hatte so bei der Verpflichtung von ÖFB-Teamspieler Alessandro Schöpf seine Finger im Spiel. Aktuell hörte Leverkusen auch bei der Beurteilung von Leon Bailey auf Karaseks Meinung. Der 19-jährige Jamaikaner hatte 2013 noch in der Anifer Jugend gekickt und wechselte nun für 14 Millionen Euro vom KRC Genk in die deutsche Bundesliga.
„Da die Preise immer mehr in die Höhe gehen, ist es umso wichtiger, auf die Jugend zu setzen“, sagt Karasek. Je unerfahrener, desto billiger. Eine Aktie früh gesichert, kann wenig später Millionen wert sein. So ist bereits der Markt der 15-Jährigen umkämpft. Deshalb investieren die Topclubs immer mehr in Scoutingabteilungen. Karasek ist einer von neun Scouts in Leverkusen. „Dass diese Arbeit in Österreich immer noch stiefmütterlich behandelt wird, verstehe ich nicht“, sagt Karasek und betont: „Außer Salzburg. Wie Red Bull im Nachwuchsbereich aufgestellt ist, gehört sicher zum Besten in Europa.“
Die finanziellen Möglichkeiten, mit denen man etwa einen Dayot Upamecano, der auch auf Bayern Münchens Wunschliste stand, als 16-Jährigen um 2,2 Millionen Euro in die Mozartstadt gelockt hatte, seien nicht allein der Grund für Salzburgs Ausnahmestellung. „Ich kann ja auch als Rapid Wien einen Jungen um 100.000 Euro holen und bei entsprechender Entwicklung um ein Vielfaches verkaufen.“
Das Ziel der Besten sei ohnehin immer eine europäische Topliga. „Einer der Hauptgründe, was einen guten Teenager bei Salzburg hält, ist die Aussicht, später nach Leipzig zu wechseln“, sagt Karasek. Auf dem Weg dahin kann Red Bull mit dem FC Liefering zusätzlich einen Zwischenstopp in einer Profiliga bieten, den sonst keiner bieten kann.
Wer von der erfolgreichen Salzburger U19 auf Leverkusens Wunschliste steht, wollte er freilich nicht verraten. Beim Final Four der Youth League in Nyon gegen den FC Barcelona werden jedenfalls noch einmal sehr viele Scouts ihre Augen auf Xaver Schlager und Co. richten.