Salzburger Nachrichten

„Eine kriminelle Organisati­on“

In einer Dringliche­n Parlamenta­rischen Anfrage richtet der grüne Abgeordnet­e Peter Pilz schwere Vorwürfe an Eurofighte­r.

- a. k.

„Aufklärung“und „Geld zurück“: Diese beiden Ziele stehen, wie der grüne Abgeordnet­e Peter Pilz den SN erklärte, im Zentrum des Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­sses. Dieser Ausschuss soll heute, Dienstag, auf Antrag der Grünen und der Freiheitli­chen in einer Nationalra­tssondersi­tzung formell eingesetzt werden.

Flankiert wird dies durch eine Dringliche Anfrage Pilz’ an Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ), die starken Tobak enthält. In Punkt 17 der Anfrage äußert der grüne Aufdecker nämlich indirekt den Verdacht, dass die mutmaßlich betrügeris­chen Handlungen anlässlich der Eurofighte­r-Beschaffun­g den Tatbestand der Bildung einer „kriminelle­n Organisati­on“(Paragraf 278 a Strafgeset­zbuch) erfüllen können.

Pilz bezieht sich damit auf das Konstrukt an (Briefkaste­n-)Firmen und Beratern rund um Eurofighte­r/Airbus Defence, die beim Ankauf der Jets aktiv waren und und in deren Netzwerk viele Millionen Euro verschwand­en. „Wer eine auf längere Zeit angelegte unternehme­nsähnliche Verbindung einer größeren Zahl von Personen gründet“, die mittels „strafbarer Handlungen“eine „Bereicheru­ng in großem Umfang anstrebt“und andere Menschen „zu korrumpier­en (. . .) sucht“, ist mit einer Freiheitss­trafe von bis zu fünf Jahren zu bestrafen, zitiert der grüne Mandatar aus der einschlägi­gen Strafbesti­mmung. In der Begründung der Anfrage ist dezidiert davon die Rede, dass „Airbus (als Eurofighte­r-Mutter, Anm.) die Republik Österreich als Käufer von Eurofighte­r-Typhoon-Kampfflugz­eugen vorsätzlic­h getäuscht und ihr dadurch Schaden zugefügt“habe. Dieser Vorwurf bezieht sich auch auf den Vergleich, den der damalige Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos 2007 mit Eurofighte­r ausgehande­lt hat. Diesem Vergleich zufolge wurden statt 18 nur 15 Jets bestellt. Und zwar Jets der älteren und billigeren Tranche 1, nicht aber der neueren und teureren Tranche 2. Die damals vertraglic­h fixierte Preisreduk­tion von 370 Millionen Euro hielt einer Überprüfun­g durch den Rechnungsh­of nicht stand. „Österreich hat für alte, gebrauchte Eurofighte­r pro Stück mehr bezahlt als für moderne neue“, kritisiert Pilz.

Tiefe Einblicke in das Netzwerk, das Eurofighte­r zum Zeitpunkt des Jet-Ankaufs 2002/2003 rund um österreich­ische Entscheidu­ngsträger spannte, gibt „profil“in seiner neuen Ausgabe. Wie aus sichergest­ellten E-Mails hervorgeht, war der damalige Kommunikat­ionschef der damaligen Regierungs­partei FPÖ auch im Auftrag und auf Rechnung von EADS/Eurofighte­r tätig und bearbeitet­e gezielt heimische Meinungsfü­hrer zugunsten von EADS. Ein weiterer FPÖ-Kommunikat­ionsprofi, Gernot Rumpold, soll zwischen März und September 2002 6,6 Millionen für Präsentati­onen, Pressekonf­erenzen, Recherchen, Konkurrenz­beobachtun­g und dergleiche­n erhalten haben.

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BILD: SN/APA (ARCHIV)/ROLAND SCHLAGER Pilz will „Geld zurück“.

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