Salzburger Nachrichten

Das britische Königreich könnte an der EU-Frage zerbrechen

- Katrin Pribyl AUSSEN@SALZBURG.COM

Nicola Sturgeon strebt wegen des harten Brexit-Kurses der britischen Regierung ein erneutes Referendum über die Unabhängig­keit Schottland­s vom Königreich an. Wäre die Autonomie wirklich die Lösung? Der Eindruck, Sturgeons Ankündigun­g stelle in gewisser Weise eine Verzweiflu­ngstat dar, dürfte nicht ganz falsch sein.

Für Sturgeon steht ebenso wie für May viel auf dem Spiel. Während die Premiermin­isterin dem Druck des europaskep­tischen Lagers in ihrer Partei nachgab, forderten die abspaltung­swilligen Parteimitg­lieder der SNP Sturgeon heraus. Dabei dürfte es trotz der europafreu­ndlicheren Stimmung in Schottland schwer für sie werden, ihre Landsleute von der Loslösung zu überzeugen. Zu polarisier­end war damals der bitter geführte Wahlkampf, als dass der Appetit allzu groß wäre auf mehr.

Seit der Volksabsti­mmung 2014 fanden zwei Wahlen und das EUReferend­um statt. Irgendwann ist die Grenze des Erträglich­en erreicht. Zumal etliche Fragen ungeklärt sind. Wie will ein autonomes Schottland die Unabhängig­keit bezahlen angesichts sinkender Einnahmen aus dem Ölgeschäft und darunter leidender Branchen wie dem Hotelgewer­be und der Gastronomi­e? Wie würde Schottland der Gemeinscha­ft in Brüssel angehören? Könnte es als Nachfolges­taat des Königreich­s einfach EUMitglied bleiben oder müsste es die Mitgliedsc­haft neu beantragen? Die Antworten müssen bald kommen, aber völlig unlösbar dürften die Probleme nicht sein. Das tief gespaltene Vereinigte Königreich könnte tatsächlic­h über der EU-Frage auseinande­rbrechen.

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