Kaiserliche Liebe blüht in Edelsteinen
Als „kleine Namenstagsüberraschung“soll Maria Theresia ihrem Gemahl ein fantastisches Bouquet ins Kabinett gestellt haben.
WIEN. Welch teure, Ewigkeit verheißende Liebe! 2102 Diamanten und 761 Smaragde, Türkise, Rubine und andere farbige Edelsteine zieren das Zeugnis der Zuneigung, das Maria Theresia für ihren Gemahl, Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, hat anfertigen lassen. Diese Blütenjuwelen funkeln zwischen – derweil vergilbten – hellgrünen Seidenblättern und stecken in einer Vase aus nichts Geringerem als reinstem Bergkristall.
Es heißt, Maria Theresia habe dies ihrem Angetrauten als „kleines Namenstagsgeschenk“in dessen Mineralienkabinett stellen lassen, den Ort seiner Leidenschaft für Mineralogie und Bergbau. Vermutlich deshalb dürfte dieses 2,8 Kilogramm schwere, 50 Zentimeter hohe Kleinod in die Sammlung des Naturhistorischen Museums gekommen sein. Nun aber, ab morgen, Mittwoch, ist dieser mineralogische Liebesbeweis im Rahmen einer vierfachen Ausstellung zu sehen.
Nach Stift Klosterneuburg und Österreichischer Nationalbibliothek spielen nun zwei habsburgologische Kapazunder ihre Trümpfe aus: Schloss Schönbrunn und Kunsthistorisches Museum. Nach deren im Vorjahr glänzend gelungenem Paarlauf anlässlich des 100. Todestages von Kaiser Franz Joseph wird heuer Maria Theresia zu deren 300. Geburtstag als „Strategin – Mutter – Reformerin“gehuldigt: mit vier Ausstellungen und einem opulenten Katalog. „Anhand verschiedener thematischer Schwerpunkte wird versucht, die Persönlichkeit und die politischen Leistungen Maria Theresias kritisch zu würdigen“, sagt Schönbrunn-Geschäftsführer Franz Sattlecker.
Das von Maria Theresia gegründete Hofmobiliendepot in Wien stellt an seinem heutigen Standort im 7. Bezirk die Familie vor. Dort lässt sich erkunden, wie sich im habsburgischen Milieu private, politische und dynastische Interessen verzahnen – zum einen die strikt zweckorientierte Heiratspolitik, zum anderen innige, intime Gefühle, die der „Edelsteinstrauß“zum Ausdruck bringt. Denn Maria Theresia und Franz Stephan hatten – was damals für derart Hochrangige eine Ausnahme war – aus Verliebtheit heiraten dürfen. „Die zärtliche und innige Zuneigung des jungen Paares wuchs im Verlauf der nahezu 30-jährigen Ehe zu einer tief empfundenen Liebe, wie sie in den zahlreichen Briefen Maria Theresias dokumentiert ist“, schreibt Elfriede Iby, Kuratorin und eine Herausgeberin des Katalogs.
In der Kaiserlichen Wagenburg in Schönbrunn wird von Lebensfreude, Ausritten, Ausfahrten und festlicher Selbstdarstellung erzählt. Das aus heutiger Sicht noch verrücktere Stück als der „Edelsteinstrauß“ist ihr „Damenkarussellwagen“: Dieses Luxus-Cabriolet ist reich mit geschnitzten Akanthusblättern verziert, total vergoldet und hat einen muschelförmigen Fahrerinnen-Sitz mit rotsamtenem Polsterbänkchen. Die Regentin und sieben Hofdamen sollen in solchen von Pferden gezogenen barocken Wagen beim Damenkarussell in der Winterreitschule Quadrille getanzt und kämpferische Geschicklichkeit vorgeführt haben. So wurde im Jänner 1742 der kurz zuvor errungene Sieg über aus Böhmen vertriebene feindliche Truppen zelebriert.
In den beiden Marchfeldschlössern, die Maria Theresia hat ausbauen lassen, wird die Politikerin vorgestellt: Um „Bündnisse und Feindschaften“geht es in Schloss Hof, um „Modernisierung und Reformen“in Schloss Niederweiden.
Auch das Türkische spielte in ihrer Regierungszeit eine Rolle. Einmal ließ sie sich von Martin van Meytens um 1745 „im türkischen Kostüm“porträtieren. Und die von ihr gegründete VorläuferInstitution der Diplomatischen Akademie war die „Orientalische Akademie“: um solches Personal auszubilden, was wir heute „Diplomaten“nennen. Dafür wurden etwa junge Männer ins Osmanische Reich geschickt, um Türkisch zu lernen. Ausstellung: