Was nach der Abrissbirne kommt
Die Linzer Firma Rubble Master ist klarer Weltmarktführer bei kompakten Brechanlagen samt Recycling. Firmenchef Gerald Hanisch setzt auch in Zukunft auf Qualität und Kleinheit. 95 Prozent Exportquote geben ihm recht.
WIEN. Gut ein Vierteljahrhundert nach seiner Gründung im Jahr 1991 gehört das Linzer Unternehmen Rubble Master längst zu den klingenden Namen in der Branche. Dass man für die breite Öffentlichkeit zu den unentdeckten Weltmeistern (hidden champions) zählt, hängt mit der Marktnische zusammen, in der das Unternehmen tätig ist.
Rubble Master ist heute klarer Weltmarktführer im Bereich relativ kleiner mobiler Brechanlagen, sogenannter „mobile crusher“, mit einem Gewicht bis zu 30 Tonnen. Das ist ein Segment, das Unternehmensgründer Gerald Hanisch erst erfinden musste, wobei er anfangs auf große Skepsis stieß.
Die etablierten Hersteller großer Brechanlagen sahen schlicht keinen Bedarf für eine Kompaktklasse solcher Zerkleinerungsmaschinen für Steine, sonstige Mineralstoffe und Bauschutt, Englisch „rubble“, von dem sich auch der Produktname ableitet. Doch Hanisch hielt an seiner Vision kompakter Bau-Recyclingmaschinen fest, „die sich jeder leisten kann, die jeder betreiben kann, die jeder warten kann, die überall dort zum Einsatz kommen können, wo es sein muss“.
Der Erfolg gab ihm recht. Mitte der 2000er-Jahre erzielte das Unternehmen mit dem Modell RM 80GO! den weltweiten Durchbruch. Heute hat Rubble Master eine Exportquote von rund 95 Prozent, insgesamt sind mehr als 2240 Geräte weltweit im Einsatz.
Damit sei es gelungen, die zuvor nur für Spezialisten erschwinglichen Brechanlagen zu einer Zusatzanschaffung zu machen, die sich jedes Unternehmen leisten kann. Hanisch nennt es das „VolkswagenPrinzip“. Damit habe man den Markt nachhaltig geöffnet und in die Breite gebracht, „heute will jeder in diesen Markt“, sagt er.
Entscheidend dafür sind neben der kompakten Größe und leichten Transportmöglichkeit die vergleichsweise niedrigen Anschaffungskosten zwischen 150.000 und 500.000 Euro. Die würden es Bauunternehmen erlauben, ihr Serviceangebot um das Recycling zu erweitern. „Damit bieten wir für die Kunden eine Diversifikationsmöglichkeit“, sagt Hanisch.
Es gebe einen gewissen Zusammenhang zwischen Baukonjunktur und dem Recyclingzyklus, die sich häufig gegenläufig zueinander verhielten, sagt Hanisch. Allerdings lasse sich diese Entwicklung nicht immer zutreffend vorhersagen.
Ein weiterer wichtiger Vorteil dieser Spezialgeräte besteht darin, dass etwa Bauschutt nicht mehr mit dem Lkw von der Baustelle abtransportiert werden muss, sondern gleich an Ort und Stelle zerkleinert und recycelt werden kann. Damit entfallen zeitlich und finanziell aufwendige Transportwege.
Zurück in die Firmengeschichte: Obwohl Rubble Master ab der Jahrtausendwende verstärkt auf der internationalen Bühne präsent war – unter anderem mit einem Einsatz am „Ground Zero“im südlichen Manhattan nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in New York –, sei man durch die Finanzund Wirtschaftskrise ab 2008 „ordentlich gerupft“worden, erzählt Firmenchef Hanisch.
Die Linzer versuchten aus früheren Versäumnissen zu lernen und richteten das Unternehmen noch stärker international aus. Aktuell werden 60 Prozent der Umsätze in Europa erwirtschaftet, 20 Prozent entfallen auf Nordamerika, weitere knapp zehn Prozent kommen aus Lateinamerika inklusive Mexiko, und noch einmal zehn Prozent aus Südostasien.
Ein „Riesenpotenzial“sieht Hanisch in den aufstrebenden Märkten weltweit, gerade in Märkten wie in Südamerika seien die Leute ganz „hungrig“auf solche Geräte. Kürzlich habe man die modernste Recyclinganlage Lateinamerikas in Medellín, Kolumbiens zweitgrößter Stadt, errichtet.
Mit zweistelligen Zuwachsraten beim Umsatz hat der Linzer Baumaschinenhersteller die Krise in den vergangenen Jahren endgültig hinter sich gelassen. Im Vorjahr 2016 steigerte man den Umsatz um 27 Prozent auf 60 Mill. Euro, Hanisch spricht von einem sehr „einträglichen Jahr“. Besonders zufrieden ist man mit der Entwicklung in Großbritannien und Deutschland, auch in Österreich und Skandinavien seien die Geschäfte sehr gut gelaufen.
Für heuer ist ein weiteres Wachstum um 20 Prozent geplant. Der Gewinn entwickle sich entsprechend dazu, sagt Hanisch. Das angestrebte Ziel einer zweistelligen Umsatzrendite habe man aber „noch nicht ganz erreicht“. Daraus lässt sich ein Gewinn in der Größenordnung von rund sechs Millionen Euro ableiten. Die Zahl der Mitarbeiter soll von 135 auf heuer 140 anwachsen.
„Wir haben den Markt erst erfunden.“ Gerald Hanisch, Rubble-Master-Chef