Starker Verkehr in der, aus der, in die und um die EU
Die Europäische Union erlebt derzeit Bewegung wie in den vergangenen 60 Jahren nicht. Kaum jemand weiß aber, wohin er will.
Es ist kein Wunder, dass der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt so sehr darauf drängt, endlich eine Maut auf deutschen Straßen einzuheben. Es ist auch verständlich, dass er mit dieser Wegelagerei die Deutschen nicht belasten will, denn die können ja nichts für all den Verkehr, der sich derzeit anschickt, den Geist der Europäer zu verwirren.
Der Bewegungsdrang etlicher Länder und Regionen könnte durchaus geeignet sein, das ganze Gebilde der europäischen Einigung durcheinanderzuwürfeln. Um etwas Klarheit in die Vorgänge zu bringen, fassen wir einmal zusammen:
Großbritannien will raus aus der Europäischen Union. Zu diesem Zweck wird uns die britische Premierministerin Teresa May demnächst die Koffer vor die Tür stellen. Dass dabei gleich ein erheblicher Teil der derzeit in England tätigen Ärzte, Wissenschafter und Forscher sozusagen den Weisel kriegen, stört sie offenbar nicht. Das britische Gesundheitssystem NHS ist eh schon so marode, da fällt der Abgang von 20 Prozent der Ärzte nicht mehr ins Gewicht.
Die Schotten wiederum wollen aus dem Vereinigten Königreich austreten, wodurch aus Großbritannien ein Nicht-mehr-ganz-so-GroßBritannien würde. Dass die Nordiren dann die Panik kriegen, weil sie nach dem Brexit plötzlich als EU-Anrainer nicht mehr wie bisher zwischen Nordirland und der Republik Irland hin und her pendeln könnten, weckt berechtigte Sorge.
Andererseits wollen die Katalanen aus Spanien raus. Sie haben das Gefühl, dass sie in Hinkunft nicht mehr den spanischen Zentralstaat finanzieren wollen, der im Gegenzug nicht viel für die Katalanen tut.
Sowohl Katalonien als auch Schottland wollen aber nach dem Raus aus Spanien bzw. Großbritannien sofort rein in die Europäische Union. Beide Länder sehen dort eine helle Zukunft. Das könnte auch die Nordiren locken, denn deren Landwirtschaft ist ein Nettoempfänger von EU-Subventionen. Andererseits gibt es jede Menge politischer Parteien in Europa, geführt von egomanischen Selbstdarstellern, die ganz dringend (so wie die Briten) aus der EU raus wollen. Geert Wilders, Marine Le Pen, Beppe Grillo und viele andere bauen ihr Programm vor allem auf Emotionen auf, die ihre Länder aus der Union hinaus- und in ein nationalistisches Schlaraffia hineinführen sollen.
Wir hier in Österreich sind da noch relativ glücklich, weil unsere Truppe egomanischer Selbstdarsteller zwar immer wieder einmal „Raus aus der EU!“gerufen hat, dann aber nach der nächsten Meinungsumfrage treuherzig verkündete, sie sei keine „Raus-aus-derEU-Partei“.