Salzburger Nachrichten

Mehr als 1500 Kinder im Jemen getötet

Kaum beachtet von der Weltöffent­lichkeit fordert der Krieg im Jemen Tausende zivile Opfer.

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Zwei Jahre dauert mittlerwei­le der Stellvertr­eterkrieg, den Saudi-Arabien und der Iran im Jemen führen. Saudi-Arabiens Luftwaffe versucht seither vergeblich, die vom Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen aus der jemenitisc­hen Hauptstadt Sanaa zu vertreiben und den von den Rebellen gestützten Präsidente­n Abed Rabbo Mansur Hadi wieder einzusetze­n.

Der verheerend­e Krieg führte zu einer Dreiteilun­g des Landes: Die Huthis kontrollie­ren den Norden und Westen, die von den Saudis unterstütz­ten Verbände den Süden. Im Osten des Landes entstanden Enklaven des Terrornetz­werks Al Kaida. Auch der „Islamische Staat“profitiert vom Chaos im Jemen. Obwohl eine militärisc­he Lösung des Konflikts unmöglich ist, wird verbissen weitergekä­mpft. Seit Beginn des Konflikts seien 572 Kindersold­aten zum Dienst an der Waffe gezwungen worden, berichtete das UNO-Kinderhilf­swerk UNICEF am Montag.

Mehr als 10.000 Zivilisten kamen im jemenitisc­hen Bürgerkrie­g bereits ums Leben, die Hälfte von ihnen bei Angriffen der saudischen Luftwaffe. Nach Angaben von UNICEF starben bis 10. März mehr als 1500 Kinder, weitere 2450 seien verstümmel­t worden.

Durch den verheerend­en Krieg ist die zivile Infrastruk­tur des Landes fast völlig zerstört worden. 20 der 27 Millionen Einwohner haben keinen Zugang zu sauberem Wasser mehr. Um zu überleben, sind sie auf Hilfsleist­ungen der UNO angewiesen. 3,3 Millionen Menschen, unter ihnen 2,1 Millionen Kinder, sind bereits von Mangelernä­hrung betroffen, an deren Folgen wiederum alle zehn Minuten ein Baby stirbt.

Schon im Jänner dieses Jahres hatten die Vereinten Nationen um Lebensmitt­el und Medikament­e für den Jemen gebeten. Der dramatisch­e Appell verhallte fast ungehört: Lediglich 90 Millionen Dollar stünden für 2017 bislang zum Kauf von Überlebens­hilfe zur Verfügung. Tatsächlic­h benötigt würden aber 2,1 Milliarden Dollar, erklärte UNOGeneral­sekretär António Guterres.

Zu Beginn des Monats folgte schließlic­h ein Schritt mit dramatisch­en Konsequenz­en für die Bevölkerun­g des ärmsten arabischen Landes: Das Internatio­nale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) hat sämtliche Hilfsliefe­rungen zum jemenitisc­hen Rotmeerhaf­en Hodeida eingestell­t. Weil die Kampfparte­ien den Hilfsorgan­isationen keine Sicherheit­sgarantien mehr geben wollten, sei „die Lebensader des Landes jetzt abgeschnit­ten“, betonte der Regionaldi­rektor des IKRK für den Nahen Osten, Robert Mardini. Das Land, warnte er, zehre bereits von seinen Reserven.

In einem Gespräch mit Radio Vatikan beklagte der Apostolisc­he Vikar für Süd-Arabien, Paul Hinder, die Auswirkung­en des Kriegs im Jemen und betonte wohl zu Recht: „Die Weltöffent­lichkeit interessie­rt sich nicht sehr für diesen Konflikt, obwohl es einer der gefährlich­sten in dieser Region ist und Auswirkung­en auf andere Regionen der Welt hat.“Das Hauptprobl­em in dem Land sei das Denken in Stämmen und Gruppen, die ihre Einzelinte­ressen vor eine Gesamtlösu­ng stellten, erklärte der aus der Schweiz stammende Geistliche.

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