Keine Serie ohne großen Aufreger
Red Bull Salzburg gegen KAC – das darf man durchaus als Kulturkampf auf dem Eis bezeichnen. Auf jeden Fall lagen oft die Nerven blank.
SALZBURG. Red Bull Salzburg gegen KAC – das ist das Duell zweier Teams, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum bereits siebten Mal trifft man ab heute, Mittwoch (Volksgarten, 19.45/Sky live), in einer Play-off- oder Finalserie aufeinander und immer waren Emotionen dabei – und ein paar Aufreger.
2010: Schon in Spiel zwei gerät Matthias Trattnig in den Mittelpunkt: Nach einem Check gegen KAC-Spieler Jason Morgan wird der Salzburger Kapitän vom Kärntner Regelreferenten Karl Korentschnig mit der Rekordsperre von zehn Partien belegt. Zur Beruhigung in der Serie trägt dies nicht bei, ganz im Gegenteil: Bei einem Gerangel im Klagenfurter Kabinentrakt zerreißt KACCoach Manny Viveiros einem Salzburger Betreuer das Hemd. Viveiros entschuldigt sich nicht, dafür verweigert Salzburg-Trainer Pierre Pagé nach Ende der Serie (4:3 für Salzburg) demonstrativ den Handschlag.
2011: Nur ein Jahr später sehen sich beide Teams im Finale wieder. Das wird angesichts der neu eingeführten Mikrofone an den Spielern zum Klassiker: Salzburg-Keeper Reinhard Divis (heute Torwarttrainer beim KAC) beschwert sich über viele versteckte und nicht gegebene Fouls an ihm. „Fussi, kumm her da, genierst di ned“, fährt er den Referee an, live im TV zu hören. Was anfangs witzig klingt, hat eine ernste Wendung: In Spiel fünf wird Reinhard Divis durch eine Attacke von Gregor Hager, einem besonderen „Freund“der Salzburger, schwer verletzt – Schulteroperation und Saisonende. Der Kärntner Regelreferent Karl Korentschnig, längst Feindbild der Salzburger, sieht keinen Grund zum Einschreiten. Doch es folgt die Sternstunde von Thomas Höneckl: Der Salzburger Ersatzkeeper spielt in den Finalspielen sechs und sieben die Spiele seines Lebens – Salzburg ist Meister.
2012: Salzburg macht Schlagzeilen an allen Ecken und Enden: Im Dezember gewinnt man die European Trophy mit Ex-NHL-Star Marty Turco im Tor, doch zwei Monate später wird Europas Nummer eins im Viertelfinale vom KAC mit 4:2 Siegen abserviert. Die Serie ist an Bösartigkeit kaum zu überbieten, die Salzburger Davison, Latusa und Welser sowie die KAC-Cracks Koch und Siklenka werden nach einem Skandalspiel für insgesamt 24 Spiele gesperrt. Salzburg-Coach Pierre Pagé ist in Höchstform: Er betritt nur noch in Begleitung von Bodyguards die Klagenfurter Halle, einer steht sogar hinter ihm auf der Bank – Pagé bringt damit die Halle und die KAC-Verantwortlichen in Rage. 2015: Drei Jahre sollte es dauern, ehe die beiden Teams wieder aufeinandertreffen. Doch diesmal ist der KAC kein Gegner, Salzburg „sweept“den Erzrivalen im Semifinale mit 4:0 vom Eis. Nur Thomas Pöck verfolgt vier Spiele lang Salzburg-Stürmer Kyle Beach – heuer waren beide Teamkollegen in Graz.
2016: Salzburg legt mit zwei Siegen in der Viertelfinalserie vor. Wenige Tage später führt der KAC 3:2. Spiel sechs steigt in Klagenfurt, für Salzburg scheint alles vorbei. Da setzt Salzburg-Coach Dan Ratushny alles auf eine Karte und wechselt den Keeper – Juuso Riksman statt Luka Gracnar. Salzburg siegt tatsächlich 3:2, nun muss Spiel sieben entscheiden. Die Schlüsselszene in Minute 32: Penalty für den KAC, Markus Ganahl läuft an und der abgebrühte Fuchs Riksman lässt plötzlich seinen Stock fallen – genau auf den Schläger von Ganahl. Wütende Proteste beim KAC, der daraufhin Nerven, Spiel (2:5) und die ganze Serie (3:4) verliert. Was sagen die Regelhüter? Es gibt keine Regel, die besagt, dass ein Torhüter beim Penalty den Stock in der Hand halten muss...
Vier Wochen später ist Salzburg wieder Meister in der Erste Bank Eishockey Liga.
In der anderen Halbfinalserie legten die Vienna Capitals am Dienstag mit einem 4:2-(0:1, 1:1, 3:0)-Sieg gegen Bozen vor.