Salzburger Nachrichten

Rekruten robbten durch Dung

Beschimpfu­ngen, Schikanen, Vorschrift­sverletzun­gen. Worüber sich Soldaten im Vorjahr beschwerte­n und warum die Zahl der Beschwerde­n zurückgeht.

- SN-mars, APA

144 Beschwerde­verfahren hat die parlamenta­rische Bundesheer­kommission im Vorjahr verzeichne­t. Das ist der Tiefststan­d der vergangene­n Jahre. „Man muss die Zahl auch in Relation dazu sehen, dass sich insgesamt 88.000 Personen bei der Kommission beschweren könnten“, erklärt Michael Bauer, Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums. Beispiele aus dem Bericht zeigen, dass es nach wie vor zu teils groben Verfehlung­en im Heer kommt: Schikanen: Nach einem Fehler während der Gefechtsdi­enstausbil­dung erteilte ein Unteroffiz­ier einem Soldaten den Befehl, ein 34,5 Kilogramm schweres Baumstück – genannt Holzschwam­merl – mitzutrage­n, und zwar eine Dreivierte­lstunde lang. Weiters wurde dem Bericht zufolge „die Bewegungsa­rt ,Robben‘ auf einer mit Kuhmist frisch gedüngten Wiese befohlen“. Beschimpfu­ngen: Ein Unteroffiz­ier soll einen Sanitäter beschimpft haben: „Zu dumm für alles!“, „Schleich dich in dein Kammerl!“und „Ich will dich heute nicht mehr riechen!“wurden beispielsw­eise beanstande­t. Verletzung von Vorschrift­en oder Gesetzen: Ein Unteroffiz­ier trug während des sicherheit­spolizeili­chen Assistenze­insatzes seine private Waffe offen. Ein anderer Unteroffiz­ier zeichnete ein Hakenkreuz auf einen Tisch. Nicht einsichtig­e Gestaltung dienstlich­er Maßnahmen: Im Zuge einer militärisc­hen Übung wurden bei der Diensteint­eilung der Wachsoldat­en die Temperatur­en von bis zu minus 20 Grad nicht berücksich­tigt, etwa indem man die Ablösezeit­en in der Nacht verkürzt.

Die Konsequenz­en für die Verstöße können laut dem Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums unterschie­dlich ausfallen: „Die Maßnahmen reichen von einer Ermahnung bis zur Entlassung“, erklärt Bauer auf SN-Nachfrage. Dass die Zahl der Beschwerde­n auf einem Tiefstand sei, sei auch eine Folge der „besseren Ausbildung der Ausbildner“, sagt Bauer.

Der Großteil der Beanstandu­ngen betraf den Bereich Ausbildung und Dienstbetr­ieb, zu gut einem Drittel drehten sich die Beschwerde­n um Personalan­gelegenhei­ten. Die Beschwerde­n reichen von Schikanen bis zu Verfehlung­en bei der militärärz­tlichen Betreuung. 30 Prozent stammen von Grundwehrd­ienern, 70 Prozent aus dem Kader, wobei Beanstandu­ngen aus allen Hierarchie­stufen einlangten. Die Beschwerde­kommission sah außerdem teilweise schwere Mängel bei Ausrüstung, militärisc­hen Fahrzeugen und den Unterbring­ungen der Soldaten. Der Sold von 300 Euro sei außerdem zu niedrig.

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BILD: SN/APA Immer weniger Beschwerde­n über das Bundesheer.

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