Salzburger Nachrichten

Razzia statt Zahlen: Ermittlung­en bei Audi

Ein „unglücklic­her Zufall“. Während der Bilanzpres­sekonferen­z durchsucht­en Staatsanwä­lte und Polizei den Autobauer.

- SN, dpa

Ausgerechn­et am Tag, an dem Vorstandsc­hef Rupert Stadler die Vorjahresb­ilanz von Audi der Öffentlich­keit präsentier­en wollte, durchsucht­e gestern, Mittwoch, eine Hundertsch­aft von Polizisten und Staatsanwä­lten die Zentrale des Autobauers sowie weitere Standorte und Wohnungen von Mitarbeite­rn. Eineinhalb Jahre nach Aufdeckung des VW- und Audi-Diesel-Skandals in den USA leitete die für Ingolstadt zuständige Staatsanwa­ltschaft München II „ein Ermittlung­sverfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung“ein. Mit den Aktionen solle geklärt werden, wer an der Verwendung der manipulier­ten Abgas-Software und an Falschanga­ben beteiligt gewesen sei, erklärte die Behörde am Mittwoch. Der Zeitpunkt sei ein unglücklic­her Zufall gewesen.

Audi, VW und Porsche hatten in den USA rund 83.000 Autos mit Audi-Dieselmoto­ren und einer dort illegalen Software verkauft, die niedrigere Abgaswerte angibt. Die Autobauer haben das in einem milliarden­schweren Vergleich mit dem US-Justizmini­sterium bereits eingeräumt. Die Nachbesser­ung oder Rücknahme der betroffene­n Autos soll voraussich­tlich im Juli starten. Audi-Chef Rupert Stadler reagierte gelassen: „Weder bei mir zu Hause noch in meinem Büro ist durchsucht worden“, meinte er. Und ergänzte, der Aufsichtsr­at des VWKonzerns habe sich im Februar hinter ihn gestellt. Zwei Entwicklun­gschefs sowie Mitarbeite­r auf unteren Ebenen hätten gehen müssen. „Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand.“Die Aufarbeitu­ng sei „noch lange nicht abgeschlos­sen“. Aber sein Unternehme­n tue alles, „dass so etwas wie die Diesel-Affäre bei uns nie wieder passiert“. Die Diesel-Verfahren hatten die VW-Konzerntoc­hter im vergangene­n Jahr 1,86 Milliarden Euro gekostet. Für das laufende Jahr sehe er aber derzeit keine Notwendigk­eit für weitere Rückstellu­ngen, sagte Audi-Finanzvors­tand Axel Strotbek. Nach Sondereinf­lüssen in Zusammenha­ng mit dem Diesel-Skandal erwirtscha­ftete Audi im vergangene­n Geschäftsj­ahr ein operatives Ergebnis von 3,1 Mrd. Euro.

 ?? BILD: SN/AP ?? Audi-Chef Rupert Stadler ist unter Druck.
BILD: SN/AP Audi-Chef Rupert Stadler ist unter Druck.

Newspapers in German

Newspapers from Austria