Abschied und Neubeginn bei Raiffeisen
Die RZB geht in der Raiffeisen Bank International auf, Karl Sevelda übergibt an Johann Strobl. Der nimmt sich vor, die Erträge der Bank zu steigern.
WIEN. Am kommenden Wochenende brechen im Raiffeisen-Geldsektor neue Zeiten an. Das bisherige Spitzeninstitut, die Raiffeisen Zentralbank (RZB), verschmilzt mit der börsenotierten Raiffeisen Bank International (RBI) und verschwindet. Und die fusionierte Bank bekommt auch personell ein neues Gesicht. Ab Montag lenkt Johann Strobl die Geschicke der Bank, er löst Karl Sevelda ab, der 2013 statt Herbert Stepic an die RBI-Spitze gerückt war.
Nach den Jahren der Sanierung des Geschäfts in Osteuropa, die mit hohen Abschreibungen und massiven Kostenreduktionen einherging, steht nun die Ertragssteigerung im Fokus, wie Strobl sagte. Für die RBI beginne „eine neue Phase, die Zeit, in der wir teilweise mit uns selbst beschäftigt waren, ist vorbei“. Auch für die Aktionäre sollen die dürren Zeiten bald vorbei sein, man will laut Strobl „so schnell wie möglich“wieder eine Dividende zahlen, die gab es zuletzt für 2013. Das sei nicht nur mit höheren Erträgen zu erreichen, man müsse die Kosten weiter senken. Die KostenErtrags-Relation, die im Vorjahr bei 60,7 Prozent lag, soll mittelfristig 50 bis 55 Prozent ausmachen. Das Ziel gelte für die gesamte Gruppe, aber besonders für Polen, wo die Pläne zum Verkauf der Polbank endgültig ad acta gelegt worden seien. Damit lebt die seinerzeit beim Kauf eingegangene Verpflichtung wieder auf, die Bank an die Börse zu bringen. 15 Prozent der Aktien müssen bis Ende Juni an der Börse in Warschau notieren, das ist laut Strobl „machbar“.
Den Spitzenjob in der RBI trete er „mit großem Respekt und viel Freude an“, sagte Strobl. Er übernehme eine „von manchen unterschätzte“Bank, deren Geschäftsmodell sich auch in der Krise bewährt habe. Im vergangenen Jahr wurde trotz rückläufiger Betriebserträge – der Zinsüberschuss sank um 12 Prozent – ein um 22 Prozent höherer Gewinn von 463 Mill. Euro erzielt. Möglich wurde das, weil die Vorsorgen für Kreditrisiken mit 754 Mill. Euro um 40 Prozent niedriger ausfielen als 2015. Strobl erwartet heuer einen weiteren Rückgang.
Die fusionierte Bank weist laut Pro-forma-Rechnung Ende 2016 eine harte Kernkapitalquote von 12,7 Prozent aus und liegt damit komfortabel über den regulatorischen Anforderungen. Mit der besseren Kapitalausstattung und niedrigeren Kosten sieht Sevelda die Bank für die Zukunft auch im Niedrigzinsumfeld gut gerüstet. Man habe die RBI „gemeinsam fit gemacht, ich gehe mit Wehmut, aber die Dankbarkeit überwiegt“.