Wenn Radler an Autos vorbeizischen
Kopenhagen als Vorbild: Die Radlobby fordert Schnellwege für Fahrräder – und will damit das Salzburger Stauchaos in den Griff bekommen.
SALZBURG-STADT. Weder die seit Jahrzehnten diskutierte Stadtregionalbahn noch der Ausbau des Obusnetzes: Neue Radwege sollen die Verkehrsprobleme in der Stadt Salzburg lösen – zumindest wenn es nach der Radlobby geht.
Die Interessengemeinschaft hat ein Konzept erarbeitet, das in Salzburg eine Verkehrswende einläuten soll. Konkret schweben der Radlobby fünf Schnellradwege vor. Die Routen Hallwang– Elixhausen, Freilassing–Alpenstraße, Glanegg–Elixhausen, Itzling–Elsbethen und Anif–Morzg –Flughafen–Parsch sollen künftig auf breiten und eigenständigen Radwegen befahrbar sein. „Es müssen möglichst intuitive und kreuzungsfreie Strecken sein“, fordert Obmann Fidelius Krammel. Derzeit würde der Radverkehrsanteil in Salzburg bei 16 bis 18 Prozent liegen. „Bei passender Infrastruktur sind 40 bis 50 Prozent durchaus realistisch“, sagt Krammel. Robert Krasser, mitverantwortlich für das Konzept, ergänzt: „Das Angebot muss passen. Die Leute steigen dann auf das Fahrrad um, wenn es sie am schnellsten von A nach B bringt.“Nur so könne man längerfristig selbst die eingefleischtesten Autofahrer zum Umstieg auf das Zweirad motivieren.
Vorbild für die angedachten „Rad-Autobahnen“ist der Salzachradweg zwischen Oberndorf und Hallein. Der Weg habe eine klare Routenführung, sei kreuzungsfrei und durchgehend be- schildert. „Leider deckt der Radweg nur die Nord-Süd-Verbindung ab“, sagt Krasser.
Die Kosten für die fünf Schnellradwege beziffert die Radlobby mit rund 50 Millionen Euro. „Wenn ich Staus verhindern will, dann ist jeder Euro hier am effizientesten eingeplant“, sagt Krammel. Die geplante Stadtregionalbahn etwa würde um ein Vielfaches mehr kosten.
Baustadträtin Barbara Unterkofler (Neos) kann den Plänen durchaus etwas abgewinnen: „Über die genauen Routen muss man diskutieren. Aber: Radschnellwege sind in Städten wie Kopenhagen oder Amsterdam längst umgesetzt.“Knackpunkt seien die Kosten. „Das ist viel Geld. Die Stadt muss schauen, wie viel sie bereit ist, im Fall der Fälle auszugeben“, sagt die Stadträtin. Noch vor dem Sommer will Unterkofler einen Amtsbericht vorlegen, der die künftigen Ziele und Strategien für das Radfahren absteckt. „Wir wollen den Radfahreranteil klar steigern“, sagt Unterkofler. Als erste Maßnahme will die Stadträtin mehr Abstellplätze in der Innenstadt schaffen. Unterkofler: „Der öffentliche Raum ist freilich begrenzt. Eine eigene Fahrradgarage wäre mein großes Ziel.“
„Wir brauchen intuitive Radwege – möglichst ohne Kreuzungen.“Fidelius Krammel, Radlobby