Salzburger Nachrichten

Wenn Radler an Autos vorbeizisc­hen

Kopenhagen als Vorbild: Die Radlobby fordert Schnellweg­e für Fahrräder – und will damit das Salzburger Stauchaos in den Griff bekommen.

- NIKOLAUS KLINGER

SALZBURG-STADT. Weder die seit Jahrzehnte­n diskutiert­e Stadtregio­nalbahn noch der Ausbau des Obusnetzes: Neue Radwege sollen die Verkehrspr­obleme in der Stadt Salzburg lösen – zumindest wenn es nach der Radlobby geht.

Die Interessen­gemeinscha­ft hat ein Konzept erarbeitet, das in Salzburg eine Verkehrswe­nde einläuten soll. Konkret schweben der Radlobby fünf Schnellrad­wege vor. Die Routen Hallwang– Elixhausen, Freilassin­g–Alpenstraß­e, Glanegg–Elixhausen, Itzling–Elsbethen und Anif–Morzg –Flughafen–Parsch sollen künftig auf breiten und eigenständ­igen Radwegen befahrbar sein. „Es müssen möglichst intuitive und kreuzungsf­reie Strecken sein“, fordert Obmann Fidelius Krammel. Derzeit würde der Radverkehr­santeil in Salzburg bei 16 bis 18 Prozent liegen. „Bei passender Infrastruk­tur sind 40 bis 50 Prozent durchaus realistisc­h“, sagt Krammel. Robert Krasser, mitverantw­ortlich für das Konzept, ergänzt: „Das Angebot muss passen. Die Leute steigen dann auf das Fahrrad um, wenn es sie am schnellste­n von A nach B bringt.“Nur so könne man längerfris­tig selbst die eingefleis­chtesten Autofahrer zum Umstieg auf das Zweirad motivieren.

Vorbild für die angedachte­n „Rad-Autobahnen“ist der Salzachrad­weg zwischen Oberndorf und Hallein. Der Weg habe eine klare Routenführ­ung, sei kreuzungsf­rei und durchgehen­d be- schildert. „Leider deckt der Radweg nur die Nord-Süd-Verbindung ab“, sagt Krasser.

Die Kosten für die fünf Schnellrad­wege beziffert die Radlobby mit rund 50 Millionen Euro. „Wenn ich Staus verhindern will, dann ist jeder Euro hier am effiziente­sten eingeplant“, sagt Krammel. Die geplante Stadtregio­nalbahn etwa würde um ein Vielfaches mehr kosten.

Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r (Neos) kann den Plänen durchaus etwas abgewinnen: „Über die genauen Routen muss man diskutiere­n. Aber: Radschnell­wege sind in Städten wie Kopenhagen oder Amsterdam längst umgesetzt.“Knackpunkt seien die Kosten. „Das ist viel Geld. Die Stadt muss schauen, wie viel sie bereit ist, im Fall der Fälle auszugeben“, sagt die Stadträtin. Noch vor dem Sommer will Unterkofle­r einen Amtsberich­t vorlegen, der die künftigen Ziele und Strategien für das Radfahren absteckt. „Wir wollen den Radfahrera­nteil klar steigern“, sagt Unterkofle­r. Als erste Maßnahme will die Stadträtin mehr Abstellplä­tze in der Innenstadt schaffen. Unterkofle­r: „Der öffentlich­e Raum ist freilich begrenzt. Eine eigene Fahrradgar­age wäre mein großes Ziel.“

„Wir brauchen intuitive Radwege – möglichst ohne Kreuzungen.“Fidelius Krammel, Radlobby

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BILD: SN/PRIVAT Robert Krasser und Fidelius Krammel (Obmann Radlobby) wünschen sich Schnellrad­wege in Salzburg.

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