Diese Frau weiß, was Mut ist
Sie gab ihre glitzernde Karriere auf und startete in ein neues Leben.
SALZBURG. Petra Rohregger spielte eine Filmrolle. Ohne Casting. Sie tat es im echten Leben. Unbewusst. Wie das?
Nun, sie schlüpfte in die Welt der Charlotte (Scarlett Johansson) – bekannt aus dem feinen Film „Lost in Translation“. Rohregger durchlebte an sich selbst das glitzernde Leben als Managerin. Erfolg. Geld. Hoher sozialer Status. Ja, und Erfolg ist allemal sexy.
Aufgewachsen in China, fand sie sich nach dem Studium im Job rasch auf Augenhöhe mit Managern der Autoindustrie. Akkurat. Als junge Europäerin aus Südtirol dort im Topmanagement zu agieren – das muss wunderbare Irritationen ergeben haben. Aufseiten der chinesischen Männer. Eigentlich gäbe das ja selbst reichlich Stoff für einen Film her.
Rohregger erlebte und durchlitt auch den Kern von „Lost in Translation“. Denn wie es auch bei Charlotte der Fall ist, wird ihr klar, dass sie sich in einer sehr oberflächlichen Welt bewegt. Und wie dünn die Luft sein kann ganz oben und wie einsam mancher Abend. Vor allem aber spürt sie, dass ihr Herz in einem anderen Takt schlägt als in dem des Ottomotors.
Sie lässt alles hinter sich. Mit 27. Sie übersiedelt, keineswegs zum Gaudium der Eltern, nach Südtirol. Dort trifft sie auf den aus Hallein stammenden Claus Tröger. Der lehrte von 2010 bis 2015 als Dozent an der Europäischen Theaterschule Bruneck. Tröger schildert: „Sie bekommt mich als Dozenten und wir schaffen es, das für drei Jahre ausgelegte Studium auf zwei Jahre zu reduzieren.“Die Abschlussprüfung in Wien legt Rohregger mit Auszeichnung ab. Und die Verbindung mit Salzburg? Tröger: „Hier, am Landestheater, hat sie ihr Praktikum im Bereich Regieassistenz im Schauspiel und in der Oper absolviert und 2016 sehr erfolgreich beim Straßentheater debütiert.“
Tröger und Rohregger kommen nun nach Salzburg. Claus Tröger schuf eine eigene Textfassung und eine eigene Inszenierung der „Tagebücher der Anne Frank“. Ein Jahr nahm die Vorbereitung in Anspruch. „Es ist ein sehr eigenwilliger Text entstanden. Ich wollte den Stoff in das Hier und Heute transferieren.“
Premiere war im Oktober 2016. „Und wir waren alle sehr überrascht, wie intensiv diese Arbeit auch angenommen wurde. Gerade bei einem ,Bitte-nicht-schonwieder-Thema‘ wie diesem.“
Die Anne-Frank-Produktion geht aufgrund vieler Nachfragen auf Gastspielreise. Stationen sind München, Berlin, Bautzen, Innsbruck, Linz – und Salzburg. Und zwar am 23. und 24. März im Odeïon Salzburg. In der Hauptrolle des Monologs ist Petra Rohregger zu sehen. P.S.: Mittlerweile ist der Papa ihr größter Fan. Theater: „Begegnung mit Anne Frank – Stell dir vor, es ist Krieg“, Do., 23. 3., 19.30 Uhr; Fr., 24. 3., 10 Uhr; Odeïon Salzburg.
„Habe den Stoff in das Hier und Heute transferiert.“Claus Tröger, Regisseur