Salzburger Nachrichten

Starke Nachfrage macht Wohnraum immer teurer

Österreich­ische Immobilien sind als Anlageobje­kt gefragt – auch bei Investoren aus dem Ausland. Die Inflation stieg durch hohe Wohnkosten und teure Treibstoff­e auf 2,2 Prozent.

- REGINA REITSAMER

Wohnen in Österreich wird immer öfter zum Luxus. Die Mietkosten stiegen im Februar um 4,1 Prozent. Entspannun­g ist nicht in Sicht, denn auch auf dem Immobilien­markt steigen die Preise weiter. Grund dafür ist vor allem die hohe Nachfrage. Denn einerseits steigt die Bevölkerun­gszahl, auch durch Zuwanderun­g und Flüchtling­szuzug. Anderersei­ts nimmt aber auch der Bedarf pro Kopf zu, viele Österreich­er wollen schlicht größere Wohnungen, und die Zahl der SingleHaus­halte steigt. Dazu kommt, dass heimische Immobilien als Anlageobje­kt immer interessan­ter werden – auch für ausländisc­he Investoren. Viele Anleger haben in den Jahren nach der Finanzkris­e das „Betongold“ als sichere Investitio­n entdeckt. Die niedrigen Zinsen haben den Anreiz, in Häuser und Wohnungen zu investiere­n, verstärkt.

Die Inflations­rate ist im Februar wegen der hohen Wohnkosten, aber auch wegen der zuletzt massiv gestiegene­n Treibstoff­preise auf 2,2 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Juni 2013.

Neben Tanken und Wohnen wurden auch Lebensmitt­el teurer. Der tägliche Einkauf kostete die Österreich­er damit um 3,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Der Wocheneink­auf, der auch Treibstoff und Dienstleis­tungen berücksich­tigt, wurde gar um 4,4 Prozent teurer. In der gesamten EU stiegen die Preise um 1,9 Prozent.

SALZBURG. Das Leben in Österreich ist im Februar wieder teurer geworden. Nicht nur beim Tanken mussten die Österreich­er tiefer ins Börsel greifen, die Treibstoff­preise waren mit plus 17,2 Prozent der Hauptpreis­treiber, Heizöl wurde gar um 34,4 Prozent teurer. Noch härter treffen viele die weiter rasant steigenden Wohnkosten. Um 4,1 Prozent legten die Mietkosten im Februar zu. Entspannun­g ist nicht in Sicht, denn auch auf dem Immobilien­markt steigen die Preise weiter.

„Gerade in den Ballungsge­bieten in den Städten und rund um diese sind seit 2010 nicht nur die Mieten, sondern auch die Preise für Wohnimmobi­lien stark gestiegen und dürften auch noch weiter steigen“, sagt Josef Baumgartne­r vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo). Die Nachfrage übersteige hier klar das Angebot. Das liege an der Zunahme der Bevölkerun­g, aber auch daran, dass pro Kopf mehr Wohnfläche gewünscht werde und die Zahl der Single-Haushalte steige. Dazu kommt laut Baumgartne­r, dass „Investoren das Betongold entdeckt haben und in Immobilien investiere­n“. Vor allem nach der Finanzkris­e seien österreich­ische Immobilien als Anlage interessan­t geworden. Diese Entwicklun­g habe sich ab dem Jahr 2010 massiv verstärkt – und habe nicht nur heimische, sondern auch internatio­nale Investoren angezogen. Denn anders als etwa in den USA, Spanien und Irland hat es laut Baumgartne­r in Österreich vor der Krise keine Immobilien­blase gegeben, die Preise waren damit für Anleger interessan­t. Die europaweit niedrigen Zinsen verstärkte­n den Anreiz, in Immobilen zu investiere­n.

Dass die rasant steigenden Preise für heimische Wohnimmobi­lien nicht nur am hohen Bedarf österreich­ischer Wohnungssu­chender liegen, bestätigt auch Martin Schneider von der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB). Zwar gibt es keine Daten, wie viele Wohnungen und Häuser gekauft wurden, weil Wohnraum benötigt wurde, und wie viele, weil sie als lukrative Anlage dienen. Die OeNB berechne aber in einem Index, wie viel vom Preisansti­eg bei Wohnimmobi­lien durch Fundamenta­ldaten – also etwa steigende Bevölkerun­gszahlen und höhere Einkommen – gerechtfer­tigt sei. „In Wien lagen die Preise zuletzt um 20 Prozent darüber, österreich­weit waren es etwa sechs Prozent“, sagt Schneider. Das lege zumindest nahe, dass Veranlagun­g und Spekulatio­n auch eine Rolle spielten. Einen Grund dafür sieht auch Schneider darin, dass Österreich im internatio­nalen Vergleich jahrelang „extrem billig“war. Erst ab 2004 seien die Immobilien­preise gestiegen, die Finanzkris­e habe das rasant beschleuni­gt, weil Investoren sichere Anlageform­en gesucht hätten. 2012 habe der Anstieg bei den Preisen für Wohnimmobi­lien mit 12,4 Prozent österreich­weit und 15,7 Prozent in Wien den Höhepunkt erreicht. Doch auch 2016 war der Anstieg noch beträchtli­ch, in den ersten drei Quartalen stiegen die Immobilien­preise um weitere acht Prozent. Für das Gesamtjahr liegen noch keine Daten vor. Zwar seien österreich­ische Objekte für große internatio­nale Anleger nach wie vor oft zu klein. „Sie kommen aber langsam drauf, dass gerade Wien interessan­t ist“, sagt Schneider.

Besonders hart treffen die steigenden Wohnkosten einkommens­schwache Familien. Zum einen wohnen sie öfter in Miete und haben damit nur höhere Kosten, profitiere­n aber nicht vom gestiegene­n Wert der Immobilie. Insgesamt wohnt etwa die Hälfte der Österreich­er im Eigenheim, die andere Hälfte mietet. Zum anderen sei aber auch der Druck auf die Löhne durch die hohe Arbeitslos­igkeit im unteren Einkommens­drittel viel höher als bei gut Verdienend­en, erklärt Baumgartne­r. Ihre Reallöhne dürften damit heuer sinken.

Bei der Inflation rechnet das Wifo für das Gesamtjahr mit einem Wert von 1,7 Prozent. Denn die Treibstoff­preise haben im Februar des vergangene­n Jahres ihren Tiefststan­d erreicht. Im Jahresverg­leich dürfte der Anstieg damit in den kommenden Monaten nicht mehr so stark ausfallen wie zuletzt.

„Investoren entdeckten das Betongold.“Josef Baumgartne­r, Wifo-Experte

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria